Suche nach vermissten Studenten in Mexiko:Polizei fasst flüchtigen Bürgermeister

  • Der von der Polizei gesuchte Bürgermeister der mexikanischen Stadt Iguala ist festgenommen worden.
  • Er soll für das Verschwinden von 43 Studenten verantwortlich sein. Sie waren am 26. September von Polizisten verschleppt worden. Möglicherweise sind sie tot.
  • Unterdessen wollen Demonstranten nach Mexiko-Stadt ziehen, um für die Aufklärung des Verbrechens zu demonstrieren.

Festnahme: Flüchtiger Bürgermeister gefasst

Mehr als einen Monat nach dem Verschwinden Dutzender Studenten im Südwesten Mexikos ist der von der Polizei gesuchte Bürgermeister der Stadt Iguala festgenommen worden. José Luis Abarca und seine Frau wurden in Mexiko-Stadt gefasst, wie die Bundespolizei am Dienstag mitteilte. Sie würden nun vernommen.

Die Festnahme des Paars in Mexiko-Stadt sei ohne Gewaltanwendung erfolgt, sagte der Sprecher. Bislang wurden mehr als 50 Verdächtige festgenommen, darunter etwa 40 Polizisten. Vier Festgenommene gaben laut Generalstaatsanwaltschaft Ende Oktober zu, an der "Entführung und dem Schicksal dieser Gruppe beteiligt" gewesen zu sein. Demnach waren zwei Mitglieder der Drogenbande "Guerreros Unidos" direkt für die Verschleppung verantwortlich, die beiden anderen sollen als Wachen für das Kartell fungiert haben.

Hintergrund: Wie die Studenten verschwunden sind

Die Studenten waren Ende September in Iguala von Polizisten verschleppt und später vermutlich Mitgliedern der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben worden. Möglicherweise sind sie tot.

Die Behörden vermuten, dass Bürgermeister Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie am nächsten Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören. Das Bürgermeisterpaar soll Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten. Angeblich arbeiten in der Region lokale Politiker, korrupte Polizisten und Verbrecher Hand in Hand.

Protest: Demonstranten starten Fußmarsch in die Hauptstadt

Mehr als einen Monat nach dem Verschwinden Dutzender Studenten im Südwesten Mexikos sind Demonstranten zu einem Protestmarsch in die Hauptstadt aufgebrochen. 43 Vertreter sozialer Organisationen - eine für jeden verschleppten Studenten - begannen am Montag in der Stadt Iguala ihren knapp 200 Kilometer langen Fußmarsch nach Mexiko-Stadt.

"Unsere Forderung ist: Wir wollen sie lebend zurück", sagte einer der Organisatoren. Am kommenden Sonntag wollen die Demonstranten den zentralen Platz Zócalo in der Hauptstadt erreichen.

Maßnahmen der Regierung: Präsident will "Sicherheitspakt" gründen

Präsident Enrique Peña Nieto hat jetzt einen Pakt gegen Korruption und Straflosigkeit angekündigt. In den kommenden Tagen werde er Vertreter verschiedener Institutionen, Parteien und sozialer Organisationen zusammenrufen, sagte der Staatschef.

"Es ist unabdingbar, Maßnahmen zu ergreifen, damit so etwas nicht mehr passiert", sagte Peña Nieto. Nach dem Verschwinden der Studenten forderten unter anderem mehrere Gouverneure und Unternehmensvertreter einen nationalen Sicherheitspakt.

Neue Gewalt: Armeegeneral getötet

Im Norden des Landes ist unterdessen ein für die Polizei zuständiger Armeegeneral getötet worden. Ricardo César Niño Villarreal wurde nach Behördenangaben auf einer Landstraße im Bundesstaat Nuevo León erschossen.

Niño stand im Norden des benachbarten Bundesstaates Tamaulipas der Polizei vor. Zum Zeitpunkt des Anschlags war er in einem ungepanzerten Fahrzeug und ohne Leibwächter unterwegs. Erst im Oktober entging der General einem Attentat. In Tamaulipas kämpfen zwei Verbrechersyndikate um die Vormachtstellung. Häufig greifen sie auch die Sicherheitskräfte an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: