Suche nach vermisstem Mirco:Polizei gesteht Ermittlungspanne

Der Müll von dem Parkplatz, auf dem die Polizei Mircos Kleidung gefunden hatte, wurde doch verbrannt. Damit haben die Ermittler anders lautende Meldungen vom Vortag revidiert. Trotzdem wird nun in einer Mülldeponie nach Spuren gesucht.

Über dem Bauhof von Grefrath schwebt ein beißender, fauliger Gestank. Auf einem Berg aus Müll stehen knapp 30 Polizisten in weißen Schutzanzügen, Atemmasken, Gummistiefeln und blauen Plastikhandschuhen. Mit Mistgabeln, Spaten und Stöcken durchwühlen sie das, was in Grefrath in den vergangenen drei Monaten in öffentlichen Mülleimern gelandet ist: Glasflaschen, Orangenschalen, Blechdosen, gebrauchte Windeln, Zigarettenstummel, zusammengeknüllte Taschentücher. Irgendwo in diesem Berg ist womöglich eine Spur des elfjährigen Mirco, der seit fast drei Wochen vermisst wird.

Suche nach Mirco - Polizisten suchen Handy

Vergebliche Suche: Die Polizei ist bei der Mülldurchsuchung auf keine neuen Spuren gestoßen.

(Foto: dpa)

Mehrere Stunden später steht fest: Fehlanzeige. Die ungewöhnliche Suchaktion in 17 Kubikmetern Müll hat keine neuen Erkenntnisse gebracht. Zwar seien zwei Handys, eine Videokamera und mehrere Kleidungsstücke gefunden worden, sagte Polizeisprecher Willy Theveßen. Auf den ersten Blick hätten sie mit dem Fall nichts zu tun.

Zugleich gab die Polizei einen peinlichen Irrtum zu: Der Müll von dem Parkplatz, auf dem Mircos Kleidung gefunden wurde, ist nicht dabei. Er ist doch verbrannt, wie zunächst bekanntgegeben. Die Mülleimer an der Kreisstraße würden vom Kreis Viersen geleert , und nicht wie angenommen von der Gemeinde.

Erst gestern hatten die Ermittler irrtümlich bekanntgegeben, der Müll sei überraschend wieder aufgetaucht. Damit bestätigten sie einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach der Müll - darunter Abfälle von dem Parkplatz bei Grefrath - zwei Wochen lang unbemerkt auf einem Bauhof in einem großen Müllcontainer gelegen habe. Für die Verzögerung gab die Polizei dem Bauhof-Mitarbeiter, der den Müll abholt, die Schuld: Er habe die Beamten falsch informiert und damit die Verzögerung verursacht.

Auf der Suche nach dem vermissten Mirco hatten die Ermittler in den vergangenen Wochen Felder, Wälder und Wiesen in der Umgebung von Grefrath durchkämmt sowie Wohnungen und Fahrzeuge durchsucht. "Das ist normale Routine", sagte Polizeisprecher Theveßen. In den allermeisten Fällen hätten die Personen der Durchsuchung zugestimmt. Verdachtsmomente hätten sich nirgendwo bestätigt.

DNS-Spuren an Mircos Kleidung

Auch wenn es "viel versprechende Erkenntnisse" bei den Ermittlungen gebe, sei eine heiße Spur nach wie vor nicht in Sicht, erklärte der Leiter der Soko "Mirco", Ingo Thiel. Insgesamt sind bei den Ermittlern inzwischen etwa 2000 Hinweise eingegangen. Die 80-köpfige Sonderkommission ist weiter mit Zeugenvernehmungen und dem Abgleich von Aussagen beschäftigt.

Gleichzeitig dauert die Auswertung von DNS-Spuren an Mircos Jogginghose und Polo-Shirt weiter an. Die druchnässten Kleidungsstücke waren am Straßenrand gefunden worden. Auch am Fahrrad des Jungen wurden DNS-Spuren sichergestellt worden - sowie auf dem Parkplatz und an der Stelle, wo der mutmaßliche Entführer an der Landstraße 39 geparkt haben soll.

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