Süddeutsche Zeitung

Suche nach Serientäter:Polizei fasst nach zehn Jahren Verdächtigen im Mordfall Dennis

Im Fall des getöteten Dennis hat die Polizei nach vielen Jahren einen Tatverdächtigen. Der mutmaßliche Serienmörder soll vier weitere Jungen getötet und 40 Kinder missbraucht haben.

Fast zehn Jahre nach dem Mord an dem neunjährigen Dennis K. aus Osterholz-Scharmbeck hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommmen. Nähere Hinweise wollen Polizei und Staatsanwaltschaft um 12.00 Uhr in einer Pressekonferenz in Verden bekannt geben, wie ein Polizeisprecher sagte.

"Wir haben einen Haftbefehl wegen mehrfachen Mordes", sagte der Sprecher der Sonderkommission. Vor wenigen Wochen waren die Ermittler mit einer neuen Spur an die Öffentlichkeit gegangen. Ein Jogger will den blonden Jungen und einen bulligen Mann um die 30 damals in einem Auto gesehen haben. Mehr als 1000 Hinweise gingen bei der Sonderkommission Dennis daraufhin ein. Die Festnahme sei auch eine Erleichterung für die Angehörigen nach so vielen Jahren, hieß es bei den Ermittlern.

Dennis war am 5. September 2001 nachts aus dem Schullandheim verschwunden. Zwei Wochen später fanden Pilzsammler seine Leiche. Die Ermittler jagten jahrelang ein Phantom. Erst mit dem Tod von Dennis hatten die Fahnder die Zusammenhänge mit anderen Morden erkannt. Zwischen 1992 und 2004 wurden insgesamt fünf Jungen überwiegend nach dem selben Muster getötet - in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Mindestens 40 Kinder wurden zudem sexuell missbraucht.

Alle Mordopfer wurden aus Schullandheimen, Zeltlagern oder Jugendherbergen entführt: In der Nacht zum 31. März 1992 verschwand der 13-jährige Stefan J. aus Hamburg aus einem Internat in Scheeßel in Niedersachsen. Zurück blieben in einem Aufenthaltsraum mit offenem Fenster nur sein Schlafanzug. Anfang Mai wurde die gefesselte Leiche in den Verdener Dünen vergraben entdeckt.

Am 24. Juli 1995 verschwand der achtjährige Dennis R. aus dem einsam gelegenen Ferienzeltlager Selker Noor in Schleswig-Holstein. Zwei Wochen später wurde er ermordet und vergraben in einer Düne bei Skive/Holstebro in Dänemark gefunden. Der Tatverdacht gegen einen Betreuer erhärtete sich damals nicht.

1998 verschwand der elf Jahre alte Nicky V. unter nicht geklärten Umständen aus einem Zeltlager bei Brunssum in den Niederlanden. Einen Tag später wurde die Leiche des Jungen in einer Fichtenschonung gefunden.

Am 5. September 2001 entführte dann ein Unbekannter den neunjährigen Dennis K. aus einem Schullandheim in Wulsbüttel. Zwei Wochen später fanden Pilzsammler die Leiche des ermordeten Jungen bei Kirchtimke, etwa 45 Kilometer entfernt.

Damit aber hatte die Serie von Misshandlungen und Morden noch kein Ende gefunden: Am 7. April 2004 verschwindet der 11-jährige Schüler Jonathan aus einem Schullandheim im Ferienort Saint-Brevin-les-Pins in Westfrankreich. Im Mai wird er etwa 30 Kilometer entfernt in einem Teich bei Guerande im Department Loire-Atlantique tot aufgefunden.

Im gleichen Zeitraum belästigte ein unbekannter Mann rund um Bremen mehr als 40 Jungen sexuell. Dabei drang er immer nachts in Häuser, Zeltlager und Landheime ein und entkam unerkannt.

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dpa/AFP/grc
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