Süddeutsche Zeitung

Stuttgart:Schwert-Attacke auf offener Straße

Ein 36-Jähriger wird erstochen, der mutmaßliche Täter gefasst - er ist der frühere Mitbewohner.

Von Julian Erbersdobler

Bei einer Auseinandersetzung in Stuttgart ist ein 36 Jahre alter Mann am Mittwochabend mitten auf der Straße erstochen worden. Wie die Polizei mitteilte, handele es sich bei der Tatwaffe um ein Schwert mit einer langen gebogenen Klinge. Zeugen hatten die Beamten um 18.15 Uhr alarmiert, trotz Rettungsversuchen starb das Opfer noch am Tatort. Der mutmaßliche Täter flüchtete, die Polizei suchte unter anderem mit einem Hubschrauber nach ihm. Am späten Abend konnte er in der Nähe des Tatorts festgenommen werden. Bei dem Mann handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 28-jährigen Syrer, der in Deutschland registriert ist.

Laut Polizei ist der Mann am Donnerstag dem Richter vorgeführt worden, der den Haftbefehl wegen Mordes erließ und in Vollzug setzte. Bei Vernehmungen habe der Mann die Tat eingeräumt. Das Motiv sei "im privaten Verhältnis zum Opfer anzusiedeln", Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation gebe es nicht. Der Verdächtige und das spätere Opfer sollen bis vor Kurzem in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt haben. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Tat als "außergewöhnlich und entsetzlich". Der Täter soll mehrmals auf sein Opfer eingestochen haben. Das Verbrechen geschah im südlichen Stadtteil Fasanenhof, der direkt an der Autobahn 8 und der Bundesstraße 27 liegt.

Bereits am Mittwochabend kursierten Bilder und Videos von der Tat in sozialen Netzwerken. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg wies am Donnerstag darauf hin, dass das Verbreiten von Gewaltvideos im Internet strafbar sei. Am selben Tag postete die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel ein Tatort-Foto auf Twitter. Dazu schrieb sie: "Kinder werden vor Züge gestoßen, Frauen findet man mit 70 Messerstichen in Koffern und Männer werden mit Macheten auf der Straße abgeschlachtet ... Man findet kaum noch Worte." In ihrem Post bezieht sich die Politikerin unter anderem auf den vergangenen Montag, als ein achtjähriger Junge im Frankfurter Hauptbahnhof von einem Mann aus Eritrea vor einen ICE gestoßen wurde.

Für ihren Post erntete Weidel heftige Kritik. Unter anderem meldete sich der Stuttgarter Stadtrat Luigi Pantisano bei Twitter zu Wort: Alice Weidel sei "wieder vorne mit dabei im Verbreiten von Bildern des Mordes in #Stuttgart und im Verbreiten von #Hass, um die Gesellschaft in Angst zu versetzen und gegeneinander aufzustacheln. Diese Frau und ihre Partei haben keinen Anstand", schrieb er.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2019
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