Stuttgart:Polizei berichtet von Hunderten Randalierern aus Partyszene

Stuttgart: Die Spuren der vergagenen Nacht: In Stuttgart wurden bei Ausschreitungen und Plünderungen auch Schaufenster zerstört.

Die Spuren der vergagenen Nacht: In Stuttgart wurden bei Ausschreitungen und Plünderungen auch Schaufenster zerstört.

(Foto: Thomas Kienzle/AFP)

Eine Drogenkontrolle soll in der Nacht in Stuttgart zu Straßenschlachten geführt haben, es gab Verletzte und Plünderungen. Die Situation sei zeitweilig "völlig außer Kontrolle" gewesen.

An den Ausschreitungen auf dem Stuttgarter Schlossplatz waren nach Angaben der Polizei 400 bis 500 Personen beteiligt. Die Polizei habe gegen 23:30 Uhr einen 17-jährigen Deutschen im Schlossgarten wegen eines mutmaßlichen Drogendelikts kontrolliert, sagte Polizeivizepräsident Thomas Berger am Sonntag in Stuttgart. Sofort hätten sich 200 bis 300 Personen aus der Partyszene mit dem Jugendlichen solidarisiert und die Beamten vor Ort mit Steinen und Flaschenwürfen angegriffen. Später schließen sich noch weitere Menschen den Randalierenden an.

Daraufhin hätten sich offenbar auch Gruppen in der Innenstadt verteilt, und es sei zu Straßenschlachten gekommen. Nach mehreren Stunden beruhigte sich die Situation am Morgen. Mehr als 200 Polizisten aus dem gesamten Bundesland waren der Polizei zufolge in die Hauptstadt beordert worden, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. 24 Personen seien vorläufig festgenommen worden. Man sei noch mitten in den Ermittlungen. Die Ausschreitungen waren nach Angaben der Polizei allerdings nicht politisch motiviert.

Politiker aus Baden-Württemberg reagierten mit Entsetzen auf die Ausschreitungen. FDP- und SPD-Fraktion kündigten eine Sondersitzung des Innenausschusses im Landtag für die kommende Woche an. Innenminister Thomas Strobl (CDU) müsse dort ausführlich über die kriminelle Gewalt und seine Maßnahmen zum Schutz von Gesellschaft und Polizei berichten, forderte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Einer Pressemitteilung der Polizei zufolge wurden mehr als ein Dutzend Polizeibeamte im Einsatz verletzt. Sie seien "äußerst aggressiv angegangen, angegriffen und verletzt" worden. Abgestellte Streifenwagen seien massiv beschädigt worden, Randalierer hätten mit Stangen und Pfosten auf die Fahrzeuge eingeschlagen und die Scheiben zertrümmert. Auch auf vorbeifahrende Streifen hätten sie große Steine und andere Gegenstände geworfen, auch Pflastersteine, die zuvor aus dem Boden gerissen oder von Baustellen genommen worden seien. 19 Beamte seien verletzt worden - einer davon sei dienstunfähig. Die Zahl könne sich noch erhöhen, da die Beamten im Einsatz sich oft erst später mit Verletzungen meldeten, sagte Polizeivizepräsident Thomas Berger am Sonntag.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn: "ein trauriger Sonntag für Stuttgart"

Einem Polizeisprecher zufolge soll es auch Plünderungen gegeben haben. Schwerpunkte seien der Schlossplatz und die benachbarte Königstraße gewesen, die als Stuttgarts Shoppingmeile bekannt ist. Offenbar um ihre Identität zu verdecken hätten sich manche sich Täter mit Sturmhauben und anderen Materialien vermummt.

Im Moment sei die Kriminalpolizei damit beschäftigt, Spuren zu sichern und die mehr als 20 vorläufig Festgenommenen zu befragen. Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk sichern noch Schaufensterscheiben. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) äußerte sich auf Twitter schockiert, es sei "ein trauriger Sonntag für Stuttgart".

Kretschmann verurteilt die Ausschreitungen

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Ausschreitungen ebenfalls scharf verurteilt. Er sprach am Sonntag von einem "brutalen Ausbruch von Gewalt". "Diese Taten gegen Menschen und Sachen sind kriminelle Akte, die konsequent verfolgt und verurteilt gehören", teilte der Grünen-Politiker mit. Seine Gedanken seien bei den verletzten Polizeibeamten und den durch die Plünderungen Geschädigten. Nun müsse man die Faktenlage und Erkenntnisse zusammentragen und mit Hochdruck klären, wer dahinter stecke.

Auch an vergangenen Wochenenden war es zu Auseinandersetzungen überwiegend junger Menschen mit der Polizei gekommen - allerdings nicht in dem Ausmaß wie jetzt.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft erhob schwere Vorwürfe vor allem in Richtung von SPD und Grünen. Die pauschale Verunglimpfung und Verunsicherung der Polizei - auch durch einige Politiker - habe zu so einer Enthemmung beigetragen, sagte der Landesvorsitzende Ralf Kusterer. "So etwas wie heute Nacht gab es noch nie und das darf es auch nie wiedergeben."

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