Stuttgart 21:Umzugskosten einer Eidechse: 8599 Euro

Transportkontrolle: Bei der Umsiedlungsaktion von 250 Eidechsen für das Bahn-Bauprojekt Stuttgart 21 inspiziert ein Biologie den Inhalt eines Terrariums. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Für die Umsiedlung von geschützten Tieren für das Verkehrsprojekt wird die Bahn 15 Millionen Euro ausgeben. Was genau kriegt sie dafür?

Bis zu 8599 Euro für die Rettung einer einzigen Eidechse. Ist das nicht ein bisschen viel? Für die Umsiedlung von europaweit streng geschützten Eidechsen für das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 wird die Bahn nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro ausgeben. So müssen nahe Wendlingen etwa 250 Zauneidechsen von den Baggern der ICE-Trasse Stuttgart-Ulm gerettet werden. Und in Stuttgart-Untertürkheim werden derweil 6000 Mauereidechsen eingesammelt und zehn Kilometer weiter in einem "artgerechten" Gebiet wieder freigelassen. Artgerecht heißt: Da gibt es dann Steine, auf denen sich die Kriechtiere sonnen können; es gibt Sand, in dem sie ihre Eier ablegen können; Gestrüpp, in das sie sich zurückziehen können; und es gibt Insekten als Nahrung. Das Einfangen der Echsen mit einem Miniatur-Lasso ist da nur Teil einer zeit- und kostenintensiven Aktion, deren Aufwand - nach Meinung von Naturschützern - durch rechtzeitige Planung wesentlich geringer hätte gehalten werden können. "Es ist natürlich bedauerlich, wenn das so teuer wird", sagte der Landeschef des Naturschutzbundes Nabu, Johannes Enssle. Allerdings sei der Artenschutz von den Planern viel zu lange vernachlässigt worden. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) betonte, er habe schon früh darauf hingewiesen, dass ein Gleisbett ein lebendiges Biotop sei. Auf die Frage, ob der Aufwand für solche Aktionen denn noch verhältnismäßig sei, sagte Kretschmann, Arten auszurotten sei auch nicht verhältnismäßig. Auch rund um den neuen Stuttgarter Abstellbahnhof müssen jetzt noch Tausende Eidechsen eingefangen werden. Von den Bäumen, die zum Schutz des Juchtenkäfers stehen bleiben müssen (was den Tunnelbau erschwert), gar nicht zu sprechen.

© SZ vom 11.05.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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