Sturz aus 120 Metern Höhe:Ein Glücksfall

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Ein 22-Jähriger hat den Sturz aus dem 39. Stockwerk eines Manhattan-Towers überlebt. Ein Wunder? Ach was. Ein Physiker aus Berlin hat dafür eine natürliche Erklärung.

Fabian Mader

Guy McCormack hatte seiner Frau versprochen, dass er ihr Auto heil zurückbringen werde. Daraus wurde nichts. Ein Mann fiel vom Himmel, krachte auf das Heck seines Autos, durchbrach die Heckscheibe und knallte auf die Rückbank.

Wolkenkratzer in New York: Bei einem Sturz aus großer Höhe steigen die Überlebenschancen, wenn der Boden beim Aufprall nachgibt. (Foto: AFP)

Thomas Magill, 22 Jahre alt und Schauspieler in New York, stürzte sich am Dienstag dieser Woche vom Balkon des 39. Stocks. Unten fing ihn das Auto auf - McComrack hatte es vor dem Tower in der 64. Straße Upper West Side in New York geparkt, weil er im Gebäude gegenüber beruflich zu tun hatte - McComrack arbeitete dort als Klempner auf einer Baustelle.

Magill überlebte den Sturz aus 120 Metern Höhe - er brach sich bei dem Aufprall lediglich beide Beine. Was sich nach einem Wunder anhört, lässt sich aus physikalischer Sicht zumindest annähernd erklären.

Bei seinem Sturz aus dieser Höhe dürfte Magill am Boden eine Geschwindigkeit von etwa 170 Kilometer pro Stunde erreicht haben, schätzt Physiker Jörg Fandrich von der TU Berlin. Man könne sich den Aufprall aus freiem Fall wie den eines Motorradfahrers vorstellen, der gegen eine Wand fährt.

Aus Sicht eines Physikers hat der Schauspieler durch das Auto in seiner Falllinie vor allem eines gewonnen: Bremsweg. Wenn der Boden nachgibt, steigen die Überlebenschancen bei einem Aufprall aus großer Höhe drastisch. Je weicher ein Gegenstand, auf den ein Mensch beim Fall aufschlägt, desto länger wird sein Bremsweg. Es klingt zwar zunächst wenig komfortabel - aber ein Auto federt ab, verbiegt sich, hat sogar Polsterung. Und eignet sich als Puffer deshalb gut. Je länger der Bremsweg, desto geringer die Kraft, die der Körper aushalten muss. Zehn Mal mehr Bremsweg bedeutet zehn Mal weniger Widerstand.

Trotzdem: Ein Sturz mit einer Aufprall-Geschwindigkeit von 170 Kilometern pro Stunde liegt trotz Puffer-Auto jenseits dessen, was man als kalkulierbares Risiko bezeichnen könnte. "Auch wenn sie mir viel Geld bieten würden für den Sprung aus dem 39. Stock - dann würd ich das eher nicht machen", räumt Fandrich ein.

Guy McComrack hält indes nicht viel von physikalischen Begründungen für das Überleben des 22-Jährigen. Er glaubt an einen Schutzengel für Magill. "Ich habe ein Kruzifix an meinem Spiegel hängen, das mich beschützt. Ich denke, das hat ihn gerettet."

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