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Sturm über Okinawa:Todesopfer durch Taifun "Neoguri" in Japan

Lesezeit: 2 min

Höchste Alarmstufe für den Süden Japans: Hunderttausende Bewohner der Region Okinawa sind aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Der Taifun "Neoguri" bewegt sich in Richtung Norden - am Freitag wird er in Tokio erwartet.

  • In Japan haben sich mehr als eine halbe Million Menschen vor dem schweren Taifun "Neoguri" in Sicherheit gebracht, mindestens ein Mensch wurde getötet.
  • Der Sturm nimmt Kurs auf weitere Inseln, soll sich aber abschwächen.
  • Ein Erdbeben der Stärke 5,8 erschüttert Norden Japans.

Ein Toter durch Taifun "Neoguri"

Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern in der Stunde und starkem Regen ist "Neoguri", der stärkste Taifun seit Jahrzehnten, über das südwestjapanische Urlaubsparadies Okinawa hinweggezogen. Der Sturm rast weiter Richtung Norden zu Japans Hauptinseln. Eine halbe Million Menschen ist aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Es bestehe Lebensgefahr, warnten die Behörden. "Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, es drohen schwere Schäden", sagte der Chefmeteorologe der japanischen Wetterbehörde.

Ein Mann sei umgekommen, als sein Boot bei schwerem Seegang volllief, berichtete der TV-Sender NHK. Nach Angaben der Polizei auf Okinawa wurden zudem mindestens vier Menschen verletzt. NHK berichtete sogar von 19 Verletzten.

Mit gewaltigem Tosen peitschte "Neoguri" durch die Straßen auf Okinawa, riss Zweige von den Bäumen, stürzte Mopeds um. In der Hauptstadt Naha fielen die Ampeln aus, Schilder wurden durch die Luft gewirbelt; die Trümmer eines zerstörten Restaurants blockierten eine Straße. "Der Sturm ist so stark, dass sogar das Haus anfing zu wackeln", schilderte ein Bewohner der Provinzhauptstadt Naha im Fernsehen. Mehrere hundert Bewohner suchten daraufhin Schutz in Notunterkünften. Mehr als ein Dutzend musste mit Verletzungen wie gebrochenen Handknochen oder eingequetschten Fingern ins Krankenhaus gebracht werden, wie die Okinawa Times meldete.

Die Wetterbehörden warnten vor meterhohen Wellen. Berichte über größere Schäden lagen jedoch zunächst nicht vor. In etwa 100 000 Haushalten fiel der Strom aus, wie der japanische Fernsehsender NHK meldete. Sämtliche Flüge in und aus Okinawa wurden abgesagt - insgesamt mehrere hundert. Auch der Fährverkehr sowie öffentliche Busbetrieb wurde für den Tag eingestellt.

Taifun abgeschwächt in Tokio erwartet

Die Meteorologische Behörde hatte die höchste Alarmstufe für die südliche Region ausgegeben, die jedoch für einen Teil der Inseln inzwischen wieder aufgehoben wurde. Nach Angaben der meteorologischen Behörde besteht die Möglichkeit, dass der Taifun auch die Hauptinsel Honshu erfasst.

Die Meteorologen rechnen damit, dass "Neoguri" zunächst Kurs auf die westlichste japanische Insel Kyushu nimmt. Anders als auf Okinawa gibt es dort zwei Atomreaktoren, die aber nach der Atomkatastrophe von Fukushima abgeschaltet sind. Am Freitag wird der Sturm deutlich abgeschwächt in der Nähe der Hauptstadt Tokio erwartet. Die Regierung richtete einen Krisenstab ein. "Die Menschen müssen höchste Vorsicht walten lassen", warnte Zivilschutzminister Keiji Furuya seine Landsleute.

"Neoguri", das übersetzt aus dem Südkoreanischen "Waschbär" bedeutet, bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern in der Stunde über dem Meer weiter in Richtung Norden. Die Windgeschwindigkeit nahe seinem Zentrum betrug mehr als 250 Kilometer pro Stunde.

Einen so starken Taifun hat es im Juli seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Im Laufe des Tages schwächte sich der Sturm aber ab und wurde nicht mehr als Super-Taifun eingestuft. Die Industrienation Japan hat die schweren Wirbelstürme der vergangenen Jahre im Gegensatz zu seinen ärmeren Nachbarstaaten auch aufgrund von strikten Bauvorschriften relativ unbeschadet überstanden.

Erdbeben erschüttert Nordjapan

Derweil erschütterte ein Erdbeben der Stärke 5,8 Japans nördlichste Hauptinsel Hokkaido. Auch hier gab es zunächst keine Berichte über mögliche Opfer oder Schäden. Gefahr durch einen Tsunami habe es nicht gegeben, so die japanische Wetterbehörde.

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