Sturm über Mitteleuropa:Tote durch heftige Unwetter

Schwere Stürme haben eine Schneise der Verwüstung durch Teile Mitteleuropas gezogen. Mindestens acht Menschen starben in den Unwettern. Am schlimmsten erwischte es Polen.

Schwere Unwetter über Mitteleuropa: Die meisten Toten waren in Polen zu beklagen - dort wurden am frühen Freitagmorgen sieben Opfer gemeldet. In Tschechien wurde eine Frau von einem abgerissenen Ast erschlagen. Viele Menschen wurden verletzt. In weiten Teilen Deutschlands richteten die Gewitter und Sturmböen hohen Sachschaden an, zwei Menschen wurden leicht verletzt.

Sturm über Mitteleuropa: Gestrandet: In Passau hatte der Sturm das Blechdach einer Unterstellhalle für Motorboote fortgerissen. Teile des Daches wurden in den angrenzenden Bootshafen katapultiert, wo drei Pkws und ein Motorboot schwer beschädigt wurden.

Gestrandet: In Passau hatte der Sturm das Blechdach einer Unterstellhalle für Motorboote fortgerissen. Teile des Daches wurden in den angrenzenden Bootshafen katapultiert, wo drei Pkws und ein Motorboot schwer beschädigt wurden.

(Foto: Foto: dpa)

In Polen wütete der Sturm am schlimmsten in Niederschlesien im Südwesten des Landes. Auch Zentralpolen wurde schwer getroffen. Die polnischen Medien berichteten am Morgen von mindestens sieben Toten - fast alle durch umstürzende Bäume. In Chojne bei Lodz etwa fiel ein Baum auf ein fahrendes Auto - eine schwangere 24-Jährige und ihre ungeborenes Kind starben dabei, zwei kleine Kinder überlebten den Unfall. Auch in Rawicz wurde ein Mann von einem Baum erdrückt. Die Zahl der Verletzten in Polen wurde mit über 50 angegeben. Bei Krotoszyn wurden sechs Menschen durch einen Stromschlag schwer verletzt.

Laut Feuerwehr beschädigte der Sturmwind in Polen Dutzende Stromleitungen und entwurzelte hunderte von Bäumen. Am Morgen nach den heftigen Gewittern zog die Feuerwehr ein erstes Resümee: Einsatzkräfte seien bislang 4000 Mal ausgerückt, um die Schäden zu beheben, sagte Feuerwehrsprecher Pawel Fratczak dem polnischen Rundfunk.

Auch der Norden und Westen Tschechiens wurden am Donnerstagabend von schweren Unwettern heimgesucht. Dabei wurde nach Angaben des tschechischen Fernsehens in Liberec (Reichenberg) eine 75-Jährige von einem herabfallenden Ast erschlagen. Zahlreiche Bahnlinien wurden durch umgestürzte Bäume oder beschädigte Oberleitungen außer Betrieb gesetzt. Vielerorts richteten die Windstöße schwere Schäden an Gebäuden an.

In Deutschland kam es am Donnerstagnachmittag und am Abend ebenfalls zu teils heftigen Unwettern. Blitzeinschläge verursachten in Marl und Haltern (Nordrhein-Westfalen) einen Gesamtschaden von mehreren hunderttausend Euro an, wie die Polizei in Recklinghausen mitteilte. In Aachen, Duisburg, Bottrop und im Kreis Wesel stürzten Bäume auf Straßen und Autos. Straßen und Keller standen unter Wasser. In Aachen drückten Hagel und Sturm zudem das Dach eines Supermarktes ein. Verletzte gab es nicht.

Heftige Unwetter gab es auch in Niederbayern, Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns sowie im Südwesten. In Niederbayern richteten die Unwetter große Schäden an. Im Passauer Hafen wurde ein Aluminium-Dach weggerissen und landete auf zwei Booten und sechs Fahrzeugen. Dabei wurden zwei Menschen leicht verletzt. Mehrere Dächer wurden abgedeckt, etliche Bäume fielen auf Autos und Lastwagen. In Deggendorf wurde durch den Sturm die komplette Fabrikhalle eines Bauelemente-Herstellers abgedeckt. In Plattling wurde ein Gas-Tank von einem umstürzenden Baum getroffen und beschädigt. Mehrere Straßen waren nach den Unwettern von querliegenden Bäumen blockiert. In Straubing legte ein Blitzeinschlag einen Sendemast lahm. Die Einsatzzentrale Niederbayern registrierte rund 500 Notrufe.

Temperatursturz erwartet

Auch in Nord- und Südbaden hielt ein Unwetter Polizei und Feuerwehr in Atem. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt, Äste abgerissen, viele Straßen waren unter anderem im Ortenaukreis zeitweise blockiert. Züge unter anderem zwischen Offenburg und Kehl sowie Richtung Hausach verspäteten sich. Zwischen Bühl und Achern stürzte ein Baum auf ein Wohnwagengespann. Verletzt wurde niemand. Nach Angaben der Offenburger Polizei gingen in kurzer Zeit weit mehr als 200 Notrufe ein. In Aalen und Bad Mergentheim kam es in Folge von Blitzeinschlägen zu Dachstuhlbränden mit einer Schadenshöhe von insgesamt rund 90.000 Euro. Verletzt wurde niemand.

Heftige Regenschauer setzten am Donnerstagabend in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns Straßen unter Wasser und fluteten Häuser. Nach Angaben der Rettungsleitstellen mussten vor allem in Nordwestmecklenburg Feuerwehren ausrücken, um Keller leer zu pumpen und hochgedrückte Gullydeckel zurechtzurücken. Für den Landkreis Mecklenburg-Strelitz und die Stadt Neubrandenburg war eine Unwetterwarnung gegeben worden. Auch dort drückten laut Polizei Sturmböen einzelne Bäume um. Ein Baum traf das Auto eines 25-Jährigen. Der Mann wurde leicht verletzt. Große Hagelkörner richteten in der Prignitz (Brandenburg) Schäden an. Heftige Winde stürzten Bäume um, berichtete der Lagedienst in Potsdam.

Die Gewitterphase mit Unwettern und Schwüle geht in den nächsten Tagen zu Ende, pünktlich zum Wochenende sagen die Meteorologen einen Temperatursturz um rund 10 Grad voraus. "Es hat sich in diesem Jahr so eingespielt - alle fünf bis acht Tage gibt es eine Wetterumstellung", sagte Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Vor der Abkühlung gibt es noch einmal heftige Unwetter mit allem, was das Wetter zu bieten hat. Schauer und Gewitter fallen am Freitag deutlich schwächer aus als bei den Unwettern der vergangenen Tage.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: