Studie zu Freizeit:Glotzen und Gammeln

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Durchschnittlich drei Stunden und 56 Minuten Freizeit haben wir am Tag - Fernsehen ist dabei immer noch die beliebteste Beschäftigung.

(Foto: Tom Maelsa/Messe Berlin/dpa)
  • Einer Studie zufolge haben die Menschen in Deutschland nach Abzug von Arbeitszeit und dem zeitlichen Aufwand für Putzen, Kochen und Kinder-Versorgen noch fast vier Stunden pro Werktag Freizeit übrig.
  • Die beliebteste Freizeitbeschäftigung ist Fernsehen, gefolgt von Radiohören, Internet-Surfen, Zeitunglesen und Telefonieren.
  • In den Top Ten befinden sich auch die Kategorien "Gedanken nachgehen", Ausschlafen, sich in Ruhe pflegen sowie Kaffee trinken und Kuchen essen.
  • Hätten die Menschen mehr Zeit, würden sie der Studie zufolge gerne mehr spontan unternehmen, Sport treiben und sich mehr um soziale Kontakte kümmern.

Von Titus Arnu

Die Fitness-App mahnt die nächsten 100 Liegestützen Training an, der Hund will dringend Gassi, dann muss man sich entscheiden zwischen Bergtour, Schwimmbad und Rennrad - und diese Dings wollte man eigentlich auch schon lange mal wieder anrufen. Es gibt so verflucht viel zu tun außerhalb der Arbeitszeit, dass schnell Freizeitstress ausbricht.

Stand-up Paddling, Geocaching, Slacklining - die Freizeitindustrie lässt sich zudem immer wieder neue Spielarten einfallen, wie man seine Zeit mit vermeintlich spaßigen Aktivitäten vergeuden könnte. Kein Wunder, dass viele Leute die Feierabende und die Wochenenden möglichst effektiv durchtakten, um den Erholungsfaktor zu maximieren. Wer das nicht schafft, muss sich eben professionelle Hilfe suchen, etwa bei einem Freizeit-Coach oder in einem Zeit-Management-Seminar.

Doch hat der Durchschnitts-Freizeit-Beschäftigte erstaunlich viel Zeit zu füllen. Drei Stunden und 56 Minuten - so viel Freizeit haben Deutsche an jedem einzelnen Werktag, wie eine am Montag veröffentlichte Studie des Marktforschungsunternehmens GfK ergab. Und zwar echte Freizeit: Kochen, Putzen, Kinder versorgen und andere notwendige Aktivitäten haben die Statistiker dabei neben der Arbeitszeit in Büro oder Werkstatt schon herausgerechnet. Mit diesem Umfang seien die Deutschen ganz überwiegend zufrieden, so die GfK.

Fernsehen ist noch immer die beliebteste Freizeitbeschäftigung

Erstaunlich viele Menschen zwängen ihre Leiber in der Freizeit in quietschbunte, hautenge Sportklamotten, mit denen sie signalisieren, dass sie gerade einen Teil ihres umfangreichen Freizeitkontos abarbeiten. Doch erstaunlich viele Leute geben sich auch dem guten alten Rumgammling hin, einem uralten Trend, der auch wunderbar ohne teure Sportgeräte funktioniert. Fernsehen ist nämlich noch immer die Freizeitbeschäftigung Nummer eins in Deutschland, wie aus dem Freizeit-Monitor 2014 der Stiftung für Zukunftsfragen hervorgeht.

Gleich danach kommen ähnlich bewegungsarme Hobbys wie Radiohören, Internet-Surfen, Zeitunglesen und Telefonieren. Zudem finden sich unter den Top Ten der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen die Kategorien "Gedanken nachgehen", Ausschlafen, sich in Ruhe pflegen sowie Kaffee trinken und Kuchen essen.

Der neue Hype: Faulenzing statt Fitness? Man kann ja mal dem Gedanken nachgehen, ob das eigentlich ein gesunder oder ein bedenklicher Trend für die Gesellschaft ist. Noch in den 50er-Jahren diente Freizeit in erster Linie der Erholung von der Arbeit. "Das hat natürlich eine Ausweitung erfahren", sagt der Freizeitforscher Horst Opaschowski. Neben Entspannung müsse die Freizeit inzwischen auch Abwechslung, Erlebnisse, Kommunikation und Geselligkeit bieten. Und zwar zackzack: "Kaum eine Aktivität dauert länger als zwei Stunden, die Deutschen scheinen ständig einen neuen Impuls zu brauchen", sagt Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Zukunftsstiftung.

Hätten die Menschen noch mehr Freizeit, würden sie der Studie zufolge gerne öfter spontan etwas unternehmen, Sport treiben und ihre sozialen Kontakte intensiver pflegen. De facto aber sind Besuche bei Freunden, in der Kneipe, im Kino oder im Fitnessstudio selten. Es ist eben einfacher, die Glotze anzuschalten.

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