Studie zu Drogenkonsum:Generation Cannabis

Drogenkonsum ist nicht nur das Problem junger Menschen. Vor allem die Baby-Boomer-Generation ist betroffen - und könnte sich deshalb für Studien eignen.

Drogenkonsum ist einer US-Studie zufolge kein Problem jüngerer Menschen. Während das Interesse junger US-Bürger bis zum Alter von 24 Jahren an Kokain, Amphetaminen und Marihuana im vergangenen Jahr nachließ, verdoppelte sich der Drogenkonsum bei den 55- bis 59-Jährigen der Eltern- und Großelterngeneration im gleichen Zeitraum auf 4,1 Prozent.

Studie zu Drogenkonsum: Ein junger Mann zieht an einem Joint: Missbrauch von Drogen ist nicht nur ein Problem junger Menschen.

Ein junger Mann zieht an einem Joint: Missbrauch von Drogen ist nicht nur ein Problem junger Menschen.

(Foto: Foto: rtr)

Dieser Anstieg sei darauf zurückzuführen, dass viele der so genannten Baby-Boomer, die zu den geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1946 bis 1964 gehören und in der Blütezeit des Rock'n'Roll und der sexuellen Befreiung erwachsen wurden, nun weiter Drogen konsumierten, erklärte das US-Gesundheitsministerium. "Unsere Sorge, dass die Baby-Boomer trotz zunehmenden Alters ein hohes Maß an Drogen konsumieren, hat sich bestätigt."

Die Baby-Boomer wären also ideale Kandidaten für die Wissenschaft: Die Universität Würzburg sucht für eine Studie Autofahrer aus dem Raum München, die regelmäßig Cannabis und andere Drogen nehmen. Die Forscher wollen herausfinden, wie oft Verkehrsteilnehmer unter Rauschgift-Einfluss auf den Straßen unterwegs sind.

170 Konsumenten aus der Region Würzburg hätten sich bereits an dem von der EU geförderten Projekt namens "Druid" ("Driving under the influence of drugs, alcohol and medicines") beteiligt, teilte die Uni am Dienstag mit. Rechtlich gibt es der Staatsanwaltschaft München zufolge keine Bedenken. Aus den Forschungsergebnissen sollen später EU-weite verkehrsrechtliche Regelungen abgeleitet werden.

Insgesamt beteiligten sich an "Druid" 30 Forschungsinstitute aus 19 europäischen Ländern. Rechtliche Konsequenzen haben die Probanden nicht zu befürchten: Die Staatsanwaltschaften Würzburg und München hätten schriftlich erklärt, dass sie nicht auf die Daten zugreifen würden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Münchner Behörde, Christian Schmidt-Sommerfeld. Die Angaben der Freiwilligen dürften nicht an Dritte weitergegeben werden.

"Wir sagen nicht, nehmt Drogen, sondern suchen Leute, die schon Drogen konsumieren", erläuterte Wissenschaftlerin Martina Walter vom Interdisziplinären Zentrum für Verkehrswissenschaft der Uni Würzburg. Das Projekt sei rechtlich geprüft worden; eine Ethikkommission sei nicht erforderlich, weil kein Rauschgift verabreicht werde.

Wer bei der Studie mitmacht, ist den Angaben zufolge vier Wochen lang mit einem BlackBerry unterwegs, einem kleinen tragbaren Computer. Über diesen müsse täglich ein Fragebogen ausgefüllt werden. Alle Freiwilligen bekommen für die Teilnahme 300 Euro. Die Wissenschaftler wollen mit der Studie klären, ob überhaupt jemand unter Drogeneinfluss Auto fährt, welche Menge er zuvor zu sich genommen hat, wann er nach dem Konsum fährt und wie häufig.

"Dabei wollen wir weder mahnend den Zeigefinger heben noch den Konsum von Drogen verherrlichen", sagte Walter. Oberstaatsanwalt Schmidt-Sommerfeld zufolge ist der Konsum von Drogen nicht strafbar, aber der Erwerb. Autofahrten unter Drogeneinfluss seien eine Ordnungswidrigkeit wie Trunkenheit im Verkehr. Obergrenzen für den Konsum wie bei Alkohol gebe es nicht.

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