Studie:Alltagsdroge Alkohol

Jugendliche aus wohlhabenden Familien greifen in Deutschland viel häufiger zur Flasche als ihre Altersgenossen aus ärmeren Verhältnissen. Ein Gesundheitswissenschaftler erklärt, warum.

Eine Studie unter 5600 Jugendlichen im Alter von 11 bis 16 Jahren kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass Jugendliche aus reicheren Familien gefährdeter sind, dem Trinken zu verfallen. "Alkohol ist eine Alltagsdroge der bürgerlichen Schichten", sagte der Gesundheitswissenschaftler Wolfgang Settertobulte.

Besonders klar sei die Tendenz bei Jungen: Alkoholkonsum in jeder Woche komme hier bei Teenagern aus gutem Haus doppelt so häufig vor wie bei Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien. "Aber auch bei Mädchen gibt es einen solchen Zusammenhang", sagte der Forscher weiter.

Saufgelage auf Schützenfesten

Noch immer herrsche in der Öffentlichkeit das Vorurteil, dass Kinder aus benachteiligten Elternhäusern eher zur Flasche griffen, sagte er. "Das hängt mit der Alltagsbeobachtung zusammen, dass Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen auf der Straße Alkohol trinken. Alkohol kommt aber in erster Linie dort vor, wo sich Jugendliche in Discotheken, Gaststätten und Sportvereinen treffen."

Bei Kneipen und Discos blieben ärmere Jugendliche aus Geldmangel häufig außen vor. Auch im Sportverein seien sie seltener vertreten. Studien zu körperlicher Aktivität bei sozial Schwächeren untermauerten dies.

Auffällig sei auch, dass bei einem Vergleich von Stadt und Land Jugendliche auf dem Dorf wesentlich häufiger regelmäßige Trinker seien. "Wenn wir Alkohol als Droge bezeichnen, ist die "Drogenszene" auf dem Land etwa bei Schützenfesten deutlich ausgeprägter." Als Schutzfaktor vor unvernünftigem Alkoholgenuss habe sich in der Studie dagegen das Engagement in kirchlichen Gruppen gezeigt.

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