Stromausfall in USA und Kanada:Langsam kehrt der Strom zurück

Vom schlimmste Stromausfall in der Geschichte der USA waren 50 Millionen Menschen in weiten Teilen Nordamerikas betroffen. Innerhalb von drei Minuten waren in einer Kettenreaktion 20 Elektrizitätswerke ausgefallen. Obwohl der Strom in die meisten Städte wieder zurückgekehrt ist, liegt die Ursache für den Stormausfall weiterhin im dunkeln. Ein terroristischer Akt wird jedoch ausgeschlossen.

Am Donnerstagnachmittag war in Millionenstädten wie New York und Detroit der Strom komplett ausgefallen. Bis zum Freitag blieben hunderttausende Menschen im Nordosten der USA und in Teilen Kanadas ohne Elektrizität. Viele mussten sich sogar auf ein Wochenende ohne Licht, teilweise ohne Telefon und - bei glühender Hitze - ohne Klimaanlage einstellen. Zeitweise waren 50 Millionen Menschen betroffen.

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(Foto: Grafik: dpa)

USA und Kanada weisen sich gegenseitig Schuld zu

Die USA und Kanada wiesen sich gegenseitig die Schuld für den Stromausfall zu, der auch am Freitag noch zu massiven Verkehrsbehinderungen führte. Die Acht- Millionen-Metropole New York gehörte zu den am schwersten betroffenen Städten. Nach Angaben von Bürgermeister Michael Bloomberg liegt der Auslöser für den Stromausfall eher auf kanadischer Seite.

Der Blackout hatte nach Angaben der Netzbetreiber um 16.11 Uhr am Donnerstagnachmittag begonnen. Über 20 Elektrizitätswerke fielen in einem Domino-Effekt innerhalb von nur drei Minuten aus. Experten äußerten sich am Freitag verblüfft darüber, wie es zu einem derartig schweren Blackout kommen konnte.

Kein terroristischer Hintergrund

Nach Angaben des deutschen Fachmannes Werner Leonhard arbeitet das US-Netz anders als das deutsche oft am Rande seiner Leistungsfähigkeit. Das US- Heimatschutzministerium schaltete sich in die Untersuchungen nach dem Auslöser ein. Präsident George W. Bush ließ sich ständig über den neuesten Stand informieren. Bereits am Donnerstagabend hatte er in San Diego (Kalifornien) einen terroristischen Hintergrund ausgeschlossen.

Betroffen waren neben New York, Detroit (US-Staat Michigan) und Toronto (Kanada) unter anderem auch die Großstädte Cleveland (Ohio) und Ottawa (Kanada). In Detroit wurde eine volle Wiederherstellung der Versorgung erst für Sonntag erwartet. Für die Stadt New York hatte Bürgermeister Bloomberg am Donnerstag den Notstand ausgerufen.

Während in einigen Gebieten der Metropole die Lichter bereits am Donnerstagabend wieder angingen, warteten viele Menschen in Manhattan am Freitag noch immer. Der U-Bahn-Verkehr blieb zunächst eingestellt. Viele Menschen folgten einem Aufruf Bloombergs und blieben zu Hause. Die New Yorker Börse, der größte Aktienmarkt der Welt, wollte aber normal handeln.

Fluglinen strichen Flüge

Der Blackout wirkte sich auch auf den internationalen Luftverkehr aus. So gab es Behinderungen bei den Flügen von und nach Deutschland. In allen betroffenen Städten hatte der Stromausfall kurz vor Beginn des abendlichen Berufsverkehrs für ein riesiges Chaos auf den Straßen gesorgt. Zehntausende Menschen saßen Stunden lang in dunklen Zügen oder voller Angst in Fahrstühlen fest.

Wegen der Hitze in den Häusern zogen es viele vor, die Nacht über im Freien zu verbringen. Im New Yorker Bahnhof Grand Central Station warteten tausende Gestrandete über Nacht auf eine Gelegenheit, nach Hause zu gelangen.

Kaum Plünderungen und Verbrechen

40 000 Sicherheitskräfte patrouillierten auf den Straßen der Ostküstenmetropole. Es kam aber zu keinen Plünderungen, und nach Polizeiangaben wurden in dieser dunklen Nacht sogar weniger Verbrechen begangen als sonst üblich. Insgesamt äußerten sich städtische Vertreter lobend darüber, wie ruhig und vernünftig sich die Bevölkerung verhalten habe. Tatsächlich war nur anfangs stellenweise etwas Panik zu spüren, als Bürger glaubten, es handele sich um eine Terrorattacke vergleichbar dem 11. September 2001.

Zunächst war angenommen worden, dass ein Blitzeinschlag im Kraftwerk Niagara Mohawk im US-Bundesstaat New York für den Ausfall des gesamten Netzes verantwortlich sei. Diese Vermutung wurde unter anderem von Seiten der kanadischen Regierung geäußert, aber von den Behörden in New York entschieden zurückgewiesen. Später hieß es in Kanada, das Problem habe in einem Kraftwerk in Pennsylvania begonnen.

Das amerikanische Stromnetz ist so geartet, dass sich von Überlastung betroffene Kraftwerke bei Netzwerk-Problemen sofort abschalten, um schwerwiegende Schäden an ihren Anlagen zu vermeiden.

Es ist aber auch so ausgelegt, dass Blackouts eigentlich sofort eingegrenzt und damit auf ein kleines Gebiet beschränkt bleiben sollten. Dies ist offensichtlich nicht gelungen. Bereits 1965 und 1977 war es in Nordamerika zu schweren Stromausfällen gekommen.

(sueddeutsche.de/dpa)

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