Streit ums Kindergeld:"Zehn Euro mehr würden uns schon helfen"

Kleidung, Sportverein, Musikunterricht und ab und zu den Luxus eines Ausflugs: wie Familien den Alltag mit Kindern finanzieren.

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Ninja Langowski mit Sohn Marek

Quelle: SZ

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Ninja Langowski, 27, Studentin aus Berlin, alleinerziehende Mutter von Marek, 2:

"Ich bekomme 529 Euro Bafög, außerdem 154 Euro Kindergeld, 126 Euro Arbeitslosengeld II und etwa 125 Euro Unterhaltszuschuss vom Jugendamt, weil Mareks Vater noch in der Ausbildung ist. Insgesamt deckt das alles gerade so meine Kosten, das Kindergeld macht dabei einen großen Teil aus. Allein die Kindertagesstätte kostet 48 Euro im Monat, Miete muss ich ja auch noch bezahlen. Das meiste Geld brauche ich für Essen. Besonders für Marek ist mir Qualität sehr wichtig, da kaufe ich Sachen, die ich für mich alleine nicht kaufen würde, zum Beispiel Bio-Obst. Klamotten, Möbel und Kinderwagen hab ich gebraucht gekauft oder geschenkt bekommen. Überhaupt bin ich bei größeren Anschaffungen oft auf meine Eltern angewiesen. Zehn Euro mehr Kindergeld im Monat hören sich nicht nach viel an. Wenn man das aber aufs Jahr hochrechnet, kommt doch einiges zusammen. Im Moment kann ich nichts für größere Anschaffungen sparen, vielleicht könnte ich die zusätzlichen zehn Euro zur Seite legen. Vielleicht könnte ich sie aber auch für kleine Luxusdinge verwenden, wie einen schönen Nachmittag mit Marek im Aquarium."

Foto: Tina Otto

Familie Haluszczynski; Ismaning

Quelle: SZ

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Igor Haluszczynski, Psychoanalytiker und Maria Elisabeth Haluszczynski, Eltern von Alexander, 18, Julia, 16, und Oliver, 13, Ismaning:

"Bei drei Kindern im Teenager-Alter braucht man schon viel Geld. Man will ja auch, dass die Kinder fröhlich und unbeschwert leben. Alexander geht in der Stadt auf die Schule, er braucht allein 50 Euro im Monat für die Fahrkarte, außerdem ungefähr 60 Euro für Mittagessen, weil er oft nachmittags Unterricht hat. Insgesamt bekommt er 200 Euro, so dass er etwa 80 Euro zur freien Verfügung hat. Julia bekommt 100 Euro, davon braucht sie aber schon 20 Euro für Mittagessen, weil sie einmal die Woche Nachmittagsunterricht hat. Oliver bekommt 20 Euro Taschengeld und 30 Euro für Essen, mit der G 8 hat er ja auch schon oft nachmittags Schule. Außerdem spielen alle drei Schlagzeug, Alexander auch noch Saxophon. Die Musikschule kostet uns ungefähr 120 Euro im Monat. Damit wäre das Kindergeld aufgebraucht. Dazu kommt dann noch Geld für Klassenfahrten, Theaterkarten, außerdem gehen die Jungs zum Sport, das kostet nochmal 100 Euro im Monat. Deswegen sind wir sehr froh über das Kindergeld. Zehn Euro mehr würden uns schon helfen."

Foto: oh

Familie Pflug, Dinkelsbühl

Quelle: SZ

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Werner Pflug, Qualitätskontrolleur, und Martina Pflug, Eltern von Tobias, 9, und Nicolas, 6, aus Dinkelsbühl/Mittelfranken:

"Alles in allem stehen uns im Monat 2400, 2600 Euro zur Verfügung, davon 308 Euro Kindergeld. Wir haben im eigenen Haus den Vorteil, dass wir keine Miete zahlen. Mit dem Kindergeld kann man auf jeden Fall die Grundversorgung der Kinder abdecken. Allerdings eben auch nur im Moment, wo sie noch recht jung sind. Wir kaufen viele Kleider auf Basaren, das geht nur bis zu einer bestimmten Kleidergröße und solange sie keine bestimmten Marken tragen wollen. Gerade kriegen sie auch nur ein, zwei Euro Taschengeld pro Woche. Und es gibt zusätzliche Ausgaben. Die Jungs sind im Sportverein, das kostet 80 Euro im Monat für beide. Außerdem waren wir schon lange nicht mehr im Urlaub. Dafür machen wir Ausflüge, sie sollen ja auch tolle Sachen erleben. Zehn Euro mehr Kindergeld wären natürlich gut, auch wenn es lange nicht die Ausgaben deckt. Eigentlich wäre eine Staffelung des Kindergelds nach Einkommen aus der Sicht der Kinder gerecht. Schließlich sollen alle Kinder zumindest ähnliche Möglichkeiten haben, egal, ob ihre Eltern reich sind oder nicht."

Text: SZ vom 18.02.2008/beitz/chf Foto: oh

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