Streit um heiligen Stein:Caracas fordert Fels aus Berliner Tiergarten zurück

Venezuela gegen Deutschland, heißt es derzeit. Doch die beiden Länder kämpfen nicht etwa um das runde Leder, sondern um einen 30 Tonnen schweren, roten Felsbrocken. Der war ursprünglich in Besitz der Pemón-Indianer - und soll von einem deutschen Künstler an die Spree entführt worden sein.

Der Stein des Anstoßes, im wahrsten Sinne des Wortes, ist rot und 30 Tonnen schwer. Seit Jahren sorgt der Felsbrocken im Berliner Tiergarten für Ärger zwischen Venezuela und Deutschland. Nun hat das Parlament in Caracas einen Antrag auf den Weg gebracht, um den umstrittenen Stein, der 1999 für ein Kunstprojekt nach Berlin gebracht wurde, wieder zurück in seine Heimat zu holen.

Denn für die Pemón-Indianer in Venezuela ist der sogenannte "Kueka-Stein" heilig. Er sei illegalerweise aus dem Nationalpark Canaima im Südosten des Landes entwendet worden, sagte die Abgeordnete Gladys Requena. Der Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld bestreitet dies. Er behauptet, den walähnlichen Koloss als Geschenk erhalten zu haben. Für sein "Global Stone Project" verfrachtete er den Fels über den Atlantik und platzierte ihn im Tiergarten.

Mehr als 100 Angehörige der Pemón demonstrierten gestern vor der deutschen Botschaft in Venezuelas Hauptstadt. Die Mitglieder des Stammes beharren, der Stein sei gegen ihren Willen entfernt worden. Das Fehlen des göttlichen Felsens, der Einfluss auf das Wetter nehme, sei Grund für schwere Überschwemmungen gewesen. Der Stein sei ihnen so heilig, dass man ihn nicht einmal anfassen dürfe.

Schwarzenfeld nennt sein Werk ein "Friedensprojekt". Sein Ziel war es, auf jedem Kontinent zwei besondere Steine zu finden und sie zu bearbeiten. Je ein Stein blieb in seinem Ursprungsland, den zweiten brachte er in den Berliner Tiergarten.

Wie es auf seiner Internetseite heißt, symbolisieren die fünf Steinpaare Liebe (Amerika), Erwachen (Europa), Hoffnung (Afrika), Vergebung (Asien) und Frieden (Australien). Sie seien so ausgerichtet, dass am 21. Juni mittels Lichtreflexion eine Verbindung zwischen den Schwestersteinen entstehe.

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