Süddeutsche Zeitung

Strauss-Kahn zieht um:Immer Ärger mit den Nachbarn

Vor zwei Wochen war er noch einer der mächtigsten Männer der Welt, doch nach seinem angeblichen Vergewaltigungsversuch will ihn keiner mehr als Nachbar: Der ehemalige IWF-Chef Strauss-Kahn hat eine neue Bleibe in New York - es soll sich um ein vornehmes Stadthaus handeln. Unterdessen dementieren seine Anwälte, dass sie Kontakt zum mutmaßlichen Opfer suchen.

Nach erheblichem Ärger mit seinen neuen Nachbarn muss Dominique Strauss-Kahn erneut umziehen. Ein Richter in New York hat eine neue Adresse für den unter Hausarrest stehenden ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds akzeptiert. Wo die neue Wohnung ist, ist offiziell unbekannt, es soll sich um ein Stadthaus handeln. Die Anwälte des Franzosen dementieren unterdessen, dass sie Kontakt zum mutmaßlichen Opfer suchen.

Strauss-Kahn darf seine neue Bleibe vor seinem Prozess nur für Arzt-, Anwalts- und Gerichtstermine sowie Gottesdienste verlassen. Dazu trägt er eine elektronische Fußfessel, vor der Tür steht ein bewaffneter Wärter und Kameras überwachen jeden Schritt des Franzosen. Das alles soll 200.000 Dollar pro Monat kosten, die der Angeklagte selbst zahlen muss. Dazu kommt die Miete.

Strauss-Kahn soll vor eineinhalb Wochen ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel überfallen und zum Oralsex gezwungen haben. Nach seiner Festnahme saß er zuerst in Polizeigewahrsam in Harlem und dann in einer Einzelzelle auf der Gefängnisinsel Rikers Island im New Yorker East River. Gegen eine Kaution von insgesamt sechs Millionen Dollar wurde er zwar bis zum Prozess auf freien Fuß gesetzt, er darf aber eine vom Gericht akzeptierte Wohnung nicht verlassen.

In eine ursprünglich ausgesuchte Wohnung hatte DSK gar nicht erst einziehen können, weil sich die Nachbarn beschwerten. Die hatten angeführt, was jetzt auch die Bewohner im zweiten Wohnhaus sagen: Durch Polizei, Wachdienst und vor allem die vielen Journalisten sei die Ruhe des Hauses gestört.

Strauss-Kahns Adresse war nie mitgeteilt worden. Von der Staatsanwaltschaft hieß es nur in einer Presseerklärung: "Bitte rufen Sie nicht wegen der Adresse an! Sparen Sie Zeit und Mühe, wir werden nichts preisgeben. Aber Ihr bekommt es ja doch irgendwie heraus."

Die Nachrichtenagentur AP will nun herausgefunden haben, dass es sich bei der neuen Bleibe um ein vornehmes Stadthaus in Manhattan handelt. Das Haus liege in der Nähe des Gerichtsgebäudes, in dem der ehemalige IWF-Chef zu Anhörungen erscheinen muss. Es soll ein eigenes Kino, einen Gymnastikraum und vier Badezimmer haben.

Unterdessen wehren sich die Anwälte des 62-Jährigen gegen die Behauptung, sie würden mit dem Zimmermädchen verhandeln. Zuvor waren Berichte aufgetaucht, Vertreter des Franzosen würden den Kontakt zu der 32 Jahre alten Einwanderin aus Afrika suchen, offenkundig, um sie von einer Aussage abzubringen. "Berichte, nach denen die Anwälte von Mr. Strauss-Kahn oder Vertreter von ihnen Kontakt zu der klagenden Zeugin aufgenommen haben, sind falsch", hieß es. "Wir glauben weiter, dass Mr. Strauss-Kahn völlig entlastet wird."

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dpa/Reuters/AP/afis/feko
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