Strauss-Kahn: Mutmaßliches Opfer spricht:"Ich will ihn im Gefängnis sehen"

Es ist ihre Version der Geschichte: Nafissatou Diallo hat sich in Interviews erstmals zu dem folgenreichen Vorfall in einem New Yorker Luxushotel geäußert. Das 32-jährige Zimmermädchen beharrt auf ihrem Vorwurf, Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn habe sie zum Oralsex gezwungen - und wehrt sich gegen den Vorwurf, sie wolle aus ihrer Geschichte Geld schlagen.

Nach mehr als zwei Monaten völliger Anonymität hat das angeblich von Dominique Strauss-Kahn angegriffene Zimmermädchen sein Schweigen gebrochen. In langen Interviews für das US-Magazin Newsweek und den Fernsehsender ABC ging Nafissatou Diallo in die mediale Offensive und berichtete ihre Version der Geschichte.

Newsweek cover to be released July 25, 2011 shows Dominique Strauss-Kahn and the alleged victim in the case

Auf dem Cover des US-Magazins Newsweek stehen sich Dominique Strauss-Kahn und sein vermeintliches Vergewaltigungsopfer Nafissatou Diallo gegenüber. Das 32-jährige Zimmermädchen äußerte sich nun erstmals zu dem Vorfall.

(Foto: REUTERS)

Dabei bleibt die 32-Jährige dabei, dass der damalige Währungsfondschef sie im Mai im New Yorker "Sofitel"-Hotel angegriffen und zum Oralsex gezwungen habe. Er habe "wie ein verrückter Mann" auf sie gewirkt, sagte die im westafrikanischen Guinea geborene Frau, die laut Newsweek weder lesen noch schreiben kann. "Ich hatte solche Angst."

"Ich denke nicht an Geld"

Sie habe sich zweimal mit dem Ruf "Housekeeping" angekündigt und sei davon ausgegangen, dass das Hotelzimmer leer sei. Plötzlich habe jedoch ein grauhaariger Mann nackt vor ihr gestanden. Er habe ihr gleich an die Brust gegriffen und die Tür zugeschlagen. "Er warf mich hart auf das Bett", berichtete Diallo. Dann habe Strauss-Kahn versucht, seinen Penis in ihren Mund zu stecken.

Der 62-Jährige - zu dem Zeitpunkt einer der mächtigsten Männer der Welt - war wenige Stunden nach dem Vorfall aus der Erste-Klasse-Kabine seines Paris-Fluges heraus verhaftet worden. Er saß zunächst in Einzelhaft und wurde später unter strengstem Hausarrest aus dem Gefängnis entlassen. Seit drei Wochen ist Strauss-Kahn auf freiem Fuß, weil es erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit Diallos gibt.

Sie soll mehrfach gelogen und versucht haben, aus ihrer Geschichte Geld zu schlagen. So unterhielt sie sich über die vermeintlichen Vorkommnisse telefonisch mit einem wegen Drogendelikten inhaftierten Mann. Strauss-Kahns Verteidiger räumen ein, es habe Sex zwischen dem Zimmermädchen und dem Franzosen gegeben, dieser sei jedoch einvernehmlich gewesen: Nun versuche die 32-Jährige, finanzielle Vorteile aus der Affäre zu ziehen.

Undurchsichtig scheinen auch die finanziellen Verhältnisse Diallos, die sich stets als mittellosen, gottesfürchtigen Flüchtling darstellte: So soll eben jener Häftling etwa 100.000 Dollar auf ihrem Konto geparkt haben. Diallo sagte dazu Newsweek, der Mann habe sich Zugang zu ihrem Bankkonto erschlichen. "Er war mein Freund, dem ich vertraue - vertraut habe."

Gegenüber dem US-Magazin wehrte sich Diallo gegen den Vorwurf der Geldgier: "Ich denke nicht an Geld." Ihr geht es nach eigener Aussage einzig darum, Strauss-Kahn seiner Strafe zuzuführen: "Ich will ihn im Gefängnis sehen", sagte sie Newsweek. "Ich will, dass er weiß, dass es Orte gibt, an denen ihm seine Macht, sein Geld nichts nützt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: