Straßenzahnärzte in Indien:Wurzelbehandlung am Wegesrand

Ein Satz Kronen kostet elf Euro, ein neuer Zahn 70 Cent. In Indien arbeiten Hunderte Straßenzahnärzte in improvisierten Freiluftpraxen. Doch immer mehr Kunden legen Wert auf Hygiene.

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Neben rangierenden Bussen passt Allah Baksh in Bangalore einem Patienten die Zahnprothese ein. Ausgestattet mit Plastikschemel, Spiegel und selbstgefertigten Zahnkronen ist er einer von Hunderten Straßenzahnärzten in Indien, die ihre Dienste zum Spartarif in improvisierten Freiluftpraxen anbieten.

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Wie Schuhputzer, Köche oder Friseure behandeln sie Patienten auf der Straße. Mit zunehmender Modernisierung des Landes aber ziehen sie den Zorn ihrer ausgebildeten Kollegen auf sich.

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"Millionen Arme in diesem Land können sich eine kostspielige Zahnbehandlung nicht leisten", sagt dagegen Baksh, während er in seiner Freiluftpraxis mit den Fingerspitzen eine rosa Paste anrührt.

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"Auch sie haben das Recht auf Behandlung und gutes Aussehen. Ich weiß, dass es überhaupt nicht hygienisch ist, aber wenn ich anfange, anspruchsvolles Material zu verwenden, kommen die Armen nicht mehr."

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Eine klassische Ausbildung zum Zahnarzt hat der 54-Jährige nie absolviert. Er lernte das Metier von seinem Vater, der 1984 in Bangalore ankam. Damals war die südindische Stadt verschlafen, inzwischen ist sie eine von Indiens High-Tech-Metropolen.

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Mit Bruder, Sohn und seinem Neffen gründete Baksh vor 14 Jahren die Freiluftklinik an einer Bushaltestelle, etwa 20 Patienten versorgt die Familie jeden Tag.

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Aus China kommen Zähne in allen Formen und Größen, aus Indien der Zahnzement. Ein Satz Kronen, in einer halben Stunde geformt und zum Einsetzen bereit, kostet elf Euro, ein einzelner neuer Zahn ist für 70 Cent zu haben. Die Instrumente werden nur mit Wasser und Seife gereinigt.

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Die Prothesen werden in weichen, rosafarbenen Klebstoff gedrückt, der ans Zahnfleisch angepasst wurde. Mindestens vier Jahre halte ihre Arbeit, sagen die Straßenzahnärzte. Nach einem Gesetz von 1948 sind in Indien nur lizenzierte Zahnmediziner zugelassen, doch die vage Formulierung lässt den Straßendentisten eine rechtliche Grauzone.

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In großen Städten wie Delhi oder Mumbai geht ihre Zahl inzwischen zurück. Gründe sind das steigende Hygienebewusstsein, höhere Einkommen und mehr qualifizierte Zahnärzte. Doch in kleineren Städten gehören sie nach wie vor zum Straßenbild, wenn auch nur wenige von ihnen Wurzelbehandlungen oder Füllungen anbieten.

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"Es müssen noch mehrere tausend sein", schätzt der Generalsekretär der indischen Zahnarztvereinigung, Ashok Dhoble. "Aber wir haben nicht einmal Zahlen darüber, wie viele qualifizierte Zahnärzte es in Indien gibt." Obwohl jedes Jahr 30.000 ihre Ausbildung abschließen, kommt nach Angaben der US-National Library of Medicine in Indiens Städten lediglich ein Zahnarzt auf 10 000 Einwohner, in den ländlichen Gebieten nur einer auf 250 000 Einwohner.

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Straßenzahnärzte sind für Generalsekretär Dhoble trotzdem Scharlatane. "Sie gehören verboten. Man kann diese Praktiken nicht mit dem niedrigen Preis rechtfertigen."

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Satvinder Singh ist einer dieser "Scharlatane". Bereits in dritter Generation praktiziert er als Straßenzahnarzt in Delhi. "Früher hatte ich 30 Kunden pro Tag, heute kaum noch zwei", klagt Singh. Vor einigen Jahrzehnten noch hätten die Händler des nahe gelegenen Gewürzmarktes Schlange gestanden - für falsche Silber- und Goldzähne als Statussymbole.

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"Damals kamen Reiche und Arme gleichermaßen, doch nun schauen sie auf uns herab." Dabei unterstütze er doch nur die Armen, sagt Singh. Er ist überzeugt: "Wir haben Tausende zufriedene Kunden, die uns dafür segnen, dass wir da sind."

© SZ.de/AFP/afis/feko/rus
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