60 Anzeigen sind bislang bei der Polizei eingegangen, und die Polizei vermutet, dass noch einige folgen werden: An Silvester habe Köln "Straftaten in einer völlig neuen Dimension" erlebt, sagte der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers am Montag. In der Silvesternacht hatten mehrere Gruppen junger Männer Feiernde und Reisende am Kölner Hauptbahnhof zum Teil massiv sexuell belästigt und bestohlen.
Etwa 15 Frauen zeigten sexuelle Übergriffe an, in einem Fall handele es sich "in juristischer Hinsicht um Vergewaltigung", sagte Albers. Die Polizei hat am Neujahrstag eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, die nun die Täter finden soll.
Unkontrolliert Feuerwerk in die Menge geschossen
Laut Polizei hatten sich am Silvesterabend 400 bis 500 junge Männer vor dem Kölner Hauptbahnhof und auf dem Domplatz versammelt, die unkontrolliert Feuerwerk in der Menge gezündet hätten und bereits "völlig enthemmt" gewesen seien. Bis Mitternacht seien etwa 500 weitere dazu gekommen, die Polizei ließ räumen. Um 0.15 Uhr sei der Platz leer gewesen.
Währenddessen und auch danach seien Gruppen junger Männer zwischen 15 und 35 Jahren gemeinsam auf die Menschen losgegangen, um sie zu bestehlen. Sie hätten zudem Frauen bedrängt und berührt - auch als Ablenkungsmanöver, so die Kriminalpolizei. Dieses aggressive Vorgehen sei der Polizei "vollkommen neu" gewesen.
Mehr Video-Überwachung am Hauptbahnhof?
Köln:Übergriffe auf Frauen: "Eine völlig neue Dimension der Gewalt"
Mehr als 60 Frauen sind in der Silvesternacht in Köln von Unbekannten bedrängt und bestohlen worden. Die Gewerkschaft der Polizei reagiert entsetzt. Kölns Oberbürgermeisterin hat ein Krisentreffen einberufen.
143 Polizeibeamte wurden aus dem Stadtgebiet zum Hauptbahnhof geholt. Außerdem waren 70 Bundespolizisten vor Ort, unter ihnen spezialisierte Einsatzkräfte, die versucht hätten, Reisende zu schützen und zu warnen. Laut Bundespolizeipräsident Wolfgang Wurm sei die Lage jedoch unübersichtlich gewesen. Das gemeinsame Merkmal, das Beamte und Opfer nennen, sei, dass die Menschen "vom Aussehen aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum kommen können", sagte Polizeipräsident Albers.
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnet die Vorfälle als "ungeheuerlich". Es könne nicht sein, dass Besucher, die nach Köln kommen, Angst haben müssten, überfallen zu werden, sagte Reker. Sie hat für diesen Dienstag ein Krisentreffen zu den Übergriffen angesetzt. Dabei soll es auch darum gehen, ob die Video-Überwachung rund um den Hauptbahnhof ausgeweitet werden soll.
Wolfgang Wurm, Präsident der zuständigen Bundespolizeistation Sankt Augustin, stellte klar: "Es gibt in Köln keinen rechtsfreien Raum. Wir waren mit starken Kräften im Einsatz."
Über die Täter ist kaum etwas bekannt
Über die Täter ist laut Polizei noch nicht viel bekannt. Klar sei, dass es sich wohl nicht um eine Gruppe von Männern handelte, die am Hauptbahnhof mit Drogen deale. Unklar sei dagegen, ob die Täter an Silvester schon vorher als Taschendiebe unterwegs waren. Am Sonntagmorgen hatten Polizisten fünf Verdächtige im Alter zwischen 18 und 24 Jahren auf einem Bahnsteig festgenommen, die weibliche Reisende bedrängt hatten. Es sei noch nicht klar, ob diese Gruppe im Zusammenhang mit den anderen Vorfällen stünden, heißt es von der Kriminalpolizei. Auch diese Männer stammten aus Nordafrika und seien erst seit kurzer Zeit in Deutschland. Zwei von ihnen sind nun in Haft.