Süddeutsche Zeitung

Strafmaßverkündung in Delhi:Indische Vergewaltiger zum Tode verurteilt

Vier Männer, die in der indischen Hauptstadt Delhi eine 23 Jahre alte Studentin vergewaltigt hatten, sind zum Tode verurteilt worden. Die junge Frau war im Dezember von sechs Tätern missbraucht worden und starb später im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Beobachter sprechen von einem Urteil mit Signalwirkung.

Mord, Gruppenvergewaltigung, Entführung - wegen dieser und zahlreicher weiterer Straftaten hat ein Spezialgericht in der indischen Hauptstadt Delhi die vier Angeklagten an diesem Dienstag schuldig gesprochen. Die Strafmaßverkündung blieben die Richter, wie es in Indien üblich ist, zunächst schuldig. Jetzt steht fest: Den vier Männern droht die Todesstrafe.

Die Verurteilten hatten im Dezember gemeinsam mit zwei anderen Männern eine 23-jährige Studentin in einem Bus vergewaltigt, geschlagen und anschließend nackt aus dem Wagen auf die Straße geworfen. Die junge Frau erlag wenige Tage später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Auch ihr männlicher Begleiter wurde schwer misshandelt. Richter Yogesh Khanna bezeichnete die Tat bei der Strafmaßverkündung als "bestialisches Verbrechen", welches das Bewusstsein der Gesellschaft wachgerüttelt habe.

Bereits die Verurteilung der zwischen 19 und 28 Jahre alten Angeklagten am Dienstag war von Experten als positives Signal für einen Wandel in der indischen Gesellschaft gewertet worden. Das Urteil könne für die Zukunft richtungsweisend sein, sagte Ranjana Kumari, Direktorin des Zentrums für Sozialstudien in Delhi. Die Täter seien nicht davongekommen, wie es bei Vergewaltigungen in Indien sonst häufig der Fall sei.

Anwälte fechten Urteil an

Mit der Entscheidung für die Todesstrafe ist das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft gefolgt. Die Verteidiger hatten für lebenslange Haft plädiert. Nach der Tat, die sich im Dezember in einem Viertel der Hauptstadt Delhi ereignet hatte, waren Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen, um für eine harte Bestrafung der Täter zu demonstrieren. Auch am Freitag standen wieder Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude und forderten die Höchststrafe.

Das Urteil gegen die Männer ist noch nicht rechtskräftig, mindestens zwei Verteidiger wollen den Richterspruch anfechten. Die vier Angeklagten hatten ihre Schuld von Anfang an bestritten. Der Fall könnte durch zwei weitere Instanzen gehen, dann ist außerdem ein Gnadengesuch beim Präsidenten möglich. Die Todesstrafe ist in Indien laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im vergangenen Jahr 78 Mal verhängt worden. Hunderte Menschen stehen derzeit auf der Todesliste. Hingerichtet wird allerdings kaum noch, zuletzt 1995, 2004 sowie 2012 und 2013.

Der Hauptverdächtige der Gruppenvergewaltigung war im März tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden, die Hintergründe sind noch unklar. Ein weiterer, zur Tatzeit minderjähriger Angeklagter wurde Ende August zu drei Jahren Haft verurteilt, der Höchststrafe nach dem Jugendstrafrecht.

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