Stilkritik:Weiterleben

Stilkritik: Karl Moik auf dem aktuellen Titelblatt der Zeitschrift Freizeit im Blick.

Karl Moik auf dem aktuellen Titelblatt der Zeitschrift Freizeit im Blick.

(Foto: Freizeit im Blick)

Das Magazin "Freizeit im Blick" fragt besorgt, wie es Karl Moik gehe. Der aber ist bereits vor sechs Wochen verstorben. Das wirft natürlich ein paar Fragen auf.

Von Martin Zips

Auf dem soeben neu erschienenen Titel des Fachblatts Freizeit im Blick findet sich ein Foto des ehemaligen Musikantenstadl-Moderators Karl Moik. Karl Moik ist am 26. März dieses Jahres gestorben. Neben dem Foto steht: "Schock-Diagnose. Wie schlimm steht es wirklich um ihn?" Hier wird der Leser stutzig: Ob es dem - theologisch sicher ausgezeichnet geschulten - Redaktionspersonal von Freizeit im Blick im Inneren des Heftes tatsächlich gelingen könnte, diese wichtige, weit über die Grenzen des Lebens hinaus weisende Frage fundiert zu beantworten? Wie schlimm steht es denn nun - um ihn, um uns, um alle? Paradies? Hölle? Fegefeuer? Und was qualifiziert die Denker von Freizeit im Blick für dieses heikle Thema mehr als die Kollegen von Freizeit Blitz, Freizeit Vergnügen, Freizeit Rätsel oder Freizeit Spass? Jene Blätter nämlich vermeiden auf ihren Titelblättern dieses transzendentalphilosophisch relevante Sujet. Rätselhaft.

Anruf vom SCG-Verlag. "Nein, nein", erklärt ein Herr am Telefon. Das sei einfach nur blöd gelaufen. Man habe halt schon vor dem 26. März gedruckt - und da habe der Moik ja noch gelebt.

So folgen auf wirklich bedeutende Fragen manchmal erschreckend banale Antworten.

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