Süddeutsche Zeitung

Stilkritik:Waschmaschinen

Es gibt jetzt Waschmaschinen mit Spezialprogramm gegen Curry-Flecken. Die sind in Indien, einem Land, in dem sich Menschen mit farbigem Pulver bewerfen, ein Riesenproblem.

Von Martin Zips

Es gibt jetzt Waschmaschinen mit Spezialprogramm gegen Curry-Flecken. Entwickelt wurden sie für den indischen Markt. Curry-Flecken sind ein Riesenproblem in einem Land, in dem sich Menschen mit farbigem Pulver bewerfen. Ein japanischer Konzern soll zwei Jahre lang an der Entwicklung gearbeitet haben. Der Trick: Im Curry-Gang bewegt sich das Wasser sechsmal schneller - da gibt jeder Gelbwurz auf. Merkwürdigerweise bietet der Konzern keine Sojasoßen-Programme an. Dabei wird in Japan ständig Sojasoße gegessen. In Italien wiederum wartet man schon seit Jahren auf ein gutes Rotweinklecks-Programm. Und weltweit gilt: Wo die Liebe hinfällt, bleiben Flecken zurück. Ein internationales Sinnlichkeits-Programm wäre daher gar nicht schlecht. Für den deutschen Markt indes reicht ein einziges Waschprogramm keineswegs. Da braucht es schon den föderalen Drehknopf. Denn was hat verschmierter Labskaus am Friesen-Nerz mit süßem Senf am Trachtenjanker zu tun? In unserer unfassbar lässigen Hauptstadt würde man dafür sicher gerne auf die Taste "Knitterschutz" verzichten, am Rhein und in anderen Hochwasserregionen aber nicht auf die Einstellung "schranktrocken". Die Reinigungsbranche, sie steht noch vor großen Herausforderungen.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2017
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