Stilkritik:Nokia 3310

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Ja, tatsächlich: Nokia will das sagenhafte 3310 wiederauflegen. Ein Handy, das zwar absolut nichts mit den heutigen Smartphones gemein hatte, dafür aber alles konnte, auch Flaschen öffnen. Und der Akku - ach.

Von Michael Neudecker

Es folgt ein Werbetext, der aber sein muss, denn es wurde soeben gemeldet, dass der Rechteinhaber der Nokia-Handys (ja, so etwas gibt es noch) wohl eine Wiederauflage des sagenhaften 3310 plant. Das 3310 trägt bei Menschen mittleren und gehobenen Alters den Beinamen "legendär", es war kein, wie eine Führungskraft dieser Zeitung gerne zu sagen pflegt, "Klugtelefon", es war nicht smart, aus der Sicht heutiger Jugendlicher war es nicht mal ein phone. Aber was wissen heutige Jugendliche schon.

Das 3310 hatte ein Display, bei dem wischen impossible war, es zeigte dunkle Pixel auf grünlichem Hintergrund, 84 mal 84 Bildpunkte, fünf Zeilen. Niemand starrte länger als nötig auf dieses Display, es sei denn, er spielte "Snake", jenes Spiel, das auf einzigartige Weise Geschicklichkeit, planerisches Denken, Fingerfertigkeit und Geduld schulte. Der Akku des 3310 hielt ungefähr eineinhalb Jahre lang, mindestens, und das Gehäuse war unzerstörbar. Man konnte es in ein Cola-Bad legen und trotzdem SMS schreiben; man konnte damit Flaschen öffnen; man konnte es nach der Nachbarskatze werfen und danach den Nachbarn anrufen; man konnte damit Nägel in die Wand schlagen, Tischtennis spielen, mit Geschicklichkeit auch Tennis. Und das Design: schlicht, doch raffiniert.

Ob all das auch mit der Neuauflage, die angeblich Ende Februar präsentiert wird, möglich sein wird, ist unbekannt. Eines aber ist sicher: Für die Einreisebehörden der USA dürfte das Gerät zum Problem werden. Sehr viele Menschen werden es besitzen, zumal es nur 59 Euro kosten soll, und es ist anzunehmen, dass viele der heutigen Grenzbeamten nicht mehr wissen, wie man Handys ohne Touchscreen durchsucht.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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