Stilkritik:McPope

McDonald's richtet Fokus auf Europa

Gleich ums Eck vom Petersplatz in Rom soll nun ein McDonald's gebaut werden. Dio mio!

(Foto: Matthias Schrader/dpa)

Die amerikanische Fastfood-Kette mit dem gelben Buchstaben mietet sich ausgerechnet im Vatikan ein? Das sorgt nicht nur unter Kardinälen für Streit.

Von Oliver Meiler

Geschmorte Ochsenschwänze schon, aber keine Chicken Wings? Kutteln ja, aber Big Mac lieber nicht? Es muss nun wohl endlich die Frage erörtert werden, was der Pilger (vor allem) und der kirchlich eher unbedarfte Tourist (fakultativ) im Schatten der vatikanischen Mauern statthafterweise essen darf. Bisher war es ja so, dass es im Borgo Pio vor allem Römisches gab: Coda alla vaccinara eben, Trippa alla romana, natürlich auch Spaghetti cacio e pepe - deftig, urig. Und so soll es gefälligst bleiben. Meinen wenigstens die Platzhirsche und jene sieben Kardinäle, die im fünfstöckigen Palazzo an der Piazza della Città Leonina leben, gleich ums Eck vom Petersplatz, wo im Erdgeschoss, Dio mio!, bald ein McDonald's öffnen soll. Auf 538 Quadratmetern. Der Mietvertrag ist unterschrieben: 30 000 Euro im Monat. Der Vermieter? Die vatikanische Gebäudeverwaltung.

Der Palazzo, wie so viele andere in Rom auch, gehört der katholischen Kirche. Den Prälaten rührt die Geschichte so sehr ans Herz, dass sie dem Papst einen Protestbrief geschrieben haben. Darin klingt ihre Sorge um die Gesundheit der Gläubigen an, die den Sünden des Junkfood ausgesetzt würden. Vor allem aber stört sie das absehbare Chaos: der Lärm der Jugend, die Abfallberge, die Gerüche im Aufzugsschacht des Palazzo, der künftig als Abzug dienen soll. Der Leiter der vatikanischen Gebäudeverwaltung, Kardinal Domenico Calcagno, lässt ausrichten, man sei sich auch unter Kardinälen nicht immer einig. Und McDonald's habe nun mal ein gutes Angebot gemacht. Nach dem Kindermenü das Pilgermenü? Nach dem McRib nun der McPope? Warum nicht? Im Übrigen: Früher war da eine Bank eingemietet. Und die stank wohl nicht, nicht im klassischen Sinn.

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