Stilkritik:Geheimratsecken

Stilkritik: Foto: Getty Images

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Was verbindet Jürgen Klopp, Wayne Rooney, Silvio Berlusconi und nun den ehemaligen Fußballer Christoph Metzelder? Sie haben die Haare wieder schön.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Will ein Mann schön sein, geht das nicht immer schön aus für den Mann. Das hat weniger mit dem Ergebnis zu tun als mit dem jeweils betriebenen Aufwand, der gesellschaftlich, nun ja, nicht unbedingt honoriert wird. Zwar ist es die Urangst eines jeden Mannes, irgendwann kahl, also nackt dazustehen, nur redet man nicht so viel darüber. Sondern sondiert lieber seine Möglichkeiten, sobald sich das Haar auf dem Kopf lichtet und die Geheimratsecken sich allmählich von vorne nach hinten fräsen: Überkämmen, abrasieren oder lieber gnadenlos freilegen? Der ehemalige Profifußballer Christoph Metzelder, dessen Problem mangelnde Attraktivität jedenfalls nie war, hat Phase zwei und Phase drei mit seinen 35 Jahren bereits hinter sich und eine vierte Möglichkeit gewählt, die vor ihm bereits Männer wie Jürgen Klopp, Christian Lindner, Benedikt Höwedes, Wayne Rooney und Silvio Berlusconi mehr oder weniger erfolgreich erprobt haben: die Schönheitsoperation. Er habe sich im vergangenen Sommer Haare transplantieren lassen, sagte Metzelder der Bild-Zeitung, mit Glatze habe er sich einfach nicht gefallen. "Er hat die Haare wieder schön", titelte die Bild. Im Ernst jetzt, wieder? Transportieren diese Geheimratsecken nicht Understatement, eine gewisse Reife, einen direkten Zugang zum nicht weit entfernten Gehirn? Alles Qualitäten, die ein Mann mit dickem Dutt niemals wird bieten können. Man denke nur an Jude Law, Jason Statham, Bruce Willis - hat sich da jemals irgendwer Gedanken um mangelndes Haupthaar gemacht? Die nicht repräsentative Umfrage im Büro zumindest ergab: Bild eins, eindeutig, das ist Metze - aber klar, auf Bild zwei sieht er: eben auch gut aus.

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