Stilkritik:Eis im Schwimmbad

Stilkritik: Schnell aufessen, bevor der nächste Ernährungsfanatiker meckert.

Schnell aufessen, bevor der nächste Ernährungsfanatiker meckert.

(Foto: Sabine Stallmann/imago)

Im US-Bundesstaat Colorado hat die Stadtverwaltung tatsächlich Eis, Nüsse und andere Süßigkeiten aus Automaten in Schwimmbädern, Sportanlagen und Parks verbannt - zu ungesund.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Wenn es auf der Welt noch einen Ort gibt, wo der Mensch sich ohne Sanktionen der Ästhetik des Unästhetischen hingeben darf, dann im Schwimmbad. Tunkt einen nicht gerade irgendwer unter, ziemt es sich durchaus, neonfarben am Beckenrand zu lümmeln, Sprüche zu reißen und schließlich herrlich eklige Pommes zu erstehen. Mit Chlor in den Augen liegt man schließlich selig auf der Wiese, die Welt nichts als ein Tagtraum aus Mayonnaise und Kaugummi-Eis. Immer aber, wenn der Mensch meint, zumindest kulinarisch angekommen zu sein, kommt irgendein Slow-Food-Fanatiker oder Low-Carb-Minister daher, der sagt: So geht es nicht. In der Stadt Boulder im US-Bundesstaat Colorado hat die Stadtverwaltung nun Eis , Nüsse und anderen Schweinkram aus Automaten in Schwimmbädern, Sportanlagen und Parks verbannt - zu ungesund.

Es ist ja schön und gut, wenn nun auch die nicht immer schlanken Amerikaner zur Ersatzreligion Gesundheit überlaufen, bloß: Schwimmbad ohne Eis? Genauso gut könnte man Angestellten den Zutritt ins Bürogebäude verwehren oder auf einer Elektro-Party Baldrian-Trips verkaufen.

Vielleicht wollte die Stadtverwaltung aber auch nur subtil die ganzen Kiffer loswerden, die seit der Marihuana-Legalisierung überall ihre rauschbedingten Heißhunger-Attacken ausleben. Ist ja auch wirklich dreist, so ein Eis im Sommer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: