Süddeutsche Zeitung

Stilkritik:Einhörner

Bisher konnte man sagen, dass einem Einhörner am Allerwertesten vorbeigehen. Das ist nun nicht mehr so leicht möglich, denn jetzt gibt es im Supermarkt Einhorn-Klopapier.

Von Nadeschda Scharfenberg

Bisher konnte man wenigstens sagen, dass einem Einhörner am Allerwertesten vorbeigehen. Das ist nun nicht mehr so leicht möglich, denn von Mai an gibt es im Supermarkt Einhorn-Klopapier zu kaufen, mit Zuckerwatte-Duft und dem Werbeslogan "Es war noch nie so leicht, einen süßen Arsch zu bekommen". Wer dachte, der Hype um das gehörnte Fabelwesen wäre nach Einhorn-Schokolade und Einhorn-Duschgel endlich vorbei, der hat sich getäuscht. In Amerika kann sich der Kunde, oder eher die Kundin, neuerdings Unicorn-Frappuccino kredenzen lassen, bestreut mit Glitzerpulver (und 410 Kalorien, aber psst!, nicht verraten). Der Drink geht jedenfalls weg wie warme Low-fat-Chocolate-Chip-Cookies, Coffeeshop-Mitarbeiter posteten schon Fotos von blutig gemixten Händen. Ja, die Generation, die in den Achtzigern und Neunzigern mit Plastikpferden gespielt hat, ist erwachsen geworden. Zum Glück gibt es aber schon den Gegentrend: das Bye-bye-Unicorn-Duschgel, darauf ein Dinosaurier mit einhornblutverschmiertem Maul. Für alle, die von den Viechern die Schnauze voll haben.

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Quelle:
SZ vom 29.04.2017
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