Und jetzt zu den wichtigen Dingen im Leben: Auf Instagram ist das Bild eines braunen Frühstückseis innerhalb von zehn Tagen mit 32,5 Millionen Likes versehen worden (Stand: Redaktionsschluss). Neuer Weltrekord.
Entthront ist damit Kylie Jenner, die zum Social-Media-mäßig einflussreichen Kardashian-Klan gehört und im Februar 2018 mit dem ersten Foto ihrer Tochter 18 Millionen Likes eingeheimst hat. Ei schlägt Baby, wer hätte das gedacht, zumal wenn man bedenkt, dass das braune Ei nicht von einem Social-Media-Star gelegt wurde, sondern von einem Unbekannten.
Dem Portal Buzzfeed hat der Nutzer @world_record_egg auf Anfrage immerhin geantwortet, er/sie nenne sich "Henrietta" und sei ein Huhn aus der britischen Provinz. Henrietta habe sich die Top-20-Beiträge auf Instagram angeschaut, sei über Jenners Baby-Foto gestolpert und habe sich gedacht, kann ich auch: "Ich habe das als Wettbewerb begriffen. Es war nichts Persönliches."
Huch, Selbstironie!
Moment. Braunes Ei? Wettbewerb? Weltrekord? Ist das nicht der endgültige Beweis, dass Social Media das Überflüssigste ist, was der Homo sapiens je ausgebrütet hat? Andererseits: Erinnert das nicht sehr an Andy Warhol, den verstorbenen Pop-Art-Künstler? Hätte W., wäre er 1998 und nicht 1928 geboren, nicht genau das getan: Dinge gepostet, die wir nie für instagramable gehalten hätten, und sie damit zu ebendem gemacht? Sind seine Suppendosen im Siebdruck nicht sogar eine Vorform des Instagram-Eis?
Und drücken die 32,5 Millionen Nutzer nicht gerade mit jedem Ei-ich-mag-dich-Like aus, dass auch Instagram nicht das Wichtigste der Welt ist und niemand mit Einstecktuch und Thomas-Mann-Gedächtnisausgabe gleich den Untergang des Abendlandes befürchten muss? Hätte man Social Media so viel Selbstironie und dadaistische Freude zugetraut? Eben.