In Seminaren, Elterninitiativen und Kirchengruppen bewerfen sich Menschen beim morgendlichen Stuhlkreis mit einem Wollknäuel und sagen Sätze wie "Ich bin die Margot, mein Hobby ist Tischdeckenbeschwerer häkeln und ich interessiere mich für alles, was mit Handarbeit zu tun hat." In Workshops wird die Vorstellungsrunde gerne missverstanden als Aufforderung, die Gruppe mit einer Zusammenfassung der eigenen Biografie zu erfreuen, inklusive beiläufig erwähnter Hochbegabten-Stipendien und knapp verpasster Bezirksmeisterschaft im Kunstturnen. In der Kita bekräftigen Eltern dabei ihren Willen zum Engagement, um anschließend sämtliche Talente ihrer Zöglinge und eine vorsichtig formulierte Kritik am Umgang der Erzieherinnen mit Weizenmehl unterzubringen.
Als US-Präsident Donald Trump beim Dinner in Davos die anwesenden Wirtschaftsbosse dazu aufrief, sich vorzustellen, agierte er wie ein Seminarleiter - und die anderen spielten mit. Zwar hat Herr Kaeser natürlich nicht gesagt: "Ich bin der Joe und arbeite bei Siemens." Auch beteten die Herren keine Karrierestationen herunter. Dafür reportierten sie artig, was ihre Unternehmen für die US-Wirtschaft geleistet haben: Anzahl der Werke, Höhe der Investition, Umsatz. Dass alle mitmachen würden, dessen konnte Trump sich sicher sein. Zu verlockend die Aussicht, sich beim Spiel "Mein Haus, mein Boot, mein Auto" gegenseitig zu übertrumpfen.
Beinahe konnten einem die Teilnehmer von Trumps Tafelrunde leid tun. Da reist man von weit her an, will Deals einfädeln und konkrete Ergebnisse erzielen. Und dann das: Kennenlernspiel mit dem mächtigsten Mann der Welt, inklusive Selbstbeweihräucherung, Namedropping und Speichelleckerei. Fast wie Stuhlkreis. Nur ohne Wollknäuel.