Süddeutsche Zeitung

Sternenhimmel:Leben in der Blase

Wussten Sie das? Unser Sonnensystem liegt in einem ins All gefrästen Hohlraum, der an eine Sanduhr erinnert. Das Ergebnis eines Infernos vor 14 Millionen Jahren. Aber ein Anlass zur Beunruhigung ist das nicht.

Von Helmut Hornung

In den Sommermonaten verläuft die Milchstraße von Süden nach Norden quer über den Himmel. Wer das kosmische Band jetzt in voller Pracht mit eigenen Augen sehen will, muss bis Mitternacht warten und einen dunklen Beobachtungsplatz aufsuchen. Hinter dem filigranen Schimmer verbirgt sich ein Teil unserer Galaxis. Im lichtstarken Fernglas zeigen sich Myriaden von Sternen, außerdem Schleier aus Staub und vor allem Gas. Diese interstellare Materie durchzieht die gesamte Galaxis, ist aber keineswegs gleichmäßig verteilt: Dichte Bereiche wechseln sich mit nahezu leeren Hohlräumen ab. Just in einem dieser Hohlräume liegt unser Sonnensystem.

Diese Lokale Blase dehnt sich über eine Raumregion von 300 bis 600 Lichtjahren aus und besitzt grob die Form einer Sanduhr. Könnte man mit einer absolut leeren Einliterflasche eine Probe daraus entnehmen, fänden sich in der Flasche nur etwa 60 Atome - viel weniger als im besten irdischen Vakuum. Was aber hat die Lokale Blase ins All "gefräst"? Manche Astronomen glauben, dass einst ein gutes Dutzend Supernovae am Werk waren - massereiche Sonnen, die am Ende ihres Lebens explodierten und plötzlich Milliarden Mal so hell aufleuchteten wie zuvor. Dabei rasten die ausgestoßenen Sternhüllen durchs All und fegten den Raum buchstäblich leer. Dieses flammende Inferno soll sich in den vergangenen 14 Millionen Jahren ereignet haben. In der Scorpius-Centaurus-Assoziation - einem lockeren Sternhaufen am Südhimmel - könnten noch heute die damals nicht geborstenen Sterne leuchten. Einer anderen Theorie zufolge ist die Lokale Blase deutlich jünger und rührt nur von einem einzigen, vor etwa 300 000 Jahren hochgegangenen Stern in den Zwillingen her.

Zum aktuellen Sternenhimmel. Merkur und Venus werden von der Sonne überstrahlt. Mars leuchtet während der ersten Nachthälfte; wir finden den roten Planeten in der Waage, wo er nach Mitternacht untergeht. Noch heller strahlt Jupiter im Löwen, sinkt aber noch etwas früher unter den Horizont als Mars. Saturn im Schlangenträger prangt nach Einbruch der Dunkelheit am südöstlichen Firmament. Uranus in den Fischen schimmert am Morgenhimmel, Neptun im Wassermann erscheint Mitte des Monats gegen 23.15 Uhr. Der Zwergplanet Pluto gelangt am 7. Juli im Schützen in Opposition zur Sonne; 4,8 Milliarden Kilometer trennen ihn dann von der Erde. Neumond ist am 4., Erstes Viertel am 12., Vollmond am 20. und Letztes Viertel am 27. Juli. Die Juli-Aquariiden erreichen um den 29. Juli mit rund 20 Sternschnuppen stündlich ihr Maximum, etwa zeitgleich wie die Alpha-Capricorniden mit zehn Meteoren.

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SZ vom 04.07.2016
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