Sternenhimmel:Ausbrechende Minimonde

Sternenhimmel: undefined

Es ist ein Irrtum zu glauben, die Erde hätte nur einen Mond. Das Phänomen wurde 1913 erstmals beobachtet, damals regnete es über Nordamerika helle Sternschnuppen. Auch jetzt kommt es wieder zu einem Sternschnuppenstrom.

Von Helmut Hornung

Wie viele Monde hat die Erde? Einen natürlich - könnte man meinen. In Wirklichkeit ist die Zahl jedoch viel größer. Schätzungsweise um die 100 kleine Satelliten tummeln sich ständig in der Nähe unseres Planeten. Denn nicht weit von ihm entfernt existieren fünf "Trichter", in denen ein Himmelskörper keinen Kräften unterliegt. Diese Gebiete heißen Lagrange-Punkte. Nach Computerprogrammen, die das Treiben um die Erde simulieren, verfangen sich darin ständig Brocken mit Größen zwischen einigen Zentimetern und ein paar Metern. In der Realität beobachteten Astronomen die ersten dieser Minimonde wohl am 9. Februar 1913. Damals regnete es über Nordamerika viele helle Sternschnuppen. Ein Forscher schrieb, dass die Erde die Objekte auf ihrem Weg um die Sonne eingefangen habe; dabei seien manche in die Atmosphäre abgetaucht und verglüht.

Tatsächlich scheinen die meisten der kosmischen Trümmer aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter zu stammen. Einige von ihnen treten irgendwann ihre Reise ins Innere des Sonnensystems an, wenige ziehen dabei gemächlich an der Erde vorbei und bleiben schließlich in den Lagrange-Punkten hängen. Auf verschlungenen Pfaden laufen sie darin umher und werden so für ein paar Jahre zu Begleitern der Erde. Irgendwann schaffen es die Minimonde dann doch, aus ihrer Raumfalle auszubrechen, und vagabundieren weiter durchs Weltall. Sie mit Teleskopen aufzuspüren, ist schwierig. Als bisher einzigen Minimond entdeckten Wissenschaftler am 14. September 2006 einen drei bis sieben Meter großen Felsbrocken. Das Objekt "2006 RH120" wurde zunächst für eine havarierte Raketenstufe gehalten. Nach vier Erdumrundungen flog es im Juni 2007 weiter in Richtung Sonne. Eines Tages wird es vielleicht zurückkehren und kurz erneut die Rolle eines kleinen Trabanten spielen.

Spezialisten werden Merkur in den letzten Septembertagen am frühen Morgen vor Sonnenaufgang tief im Osten aufspüren. Der Auftritt von Venus als Abendstern ist relativ kurz, Ende September geht der Planet schon um 20 Uhr unter. Mars am westlichen Abendhimmel zieht in den Schützen und verschwindet um die Monatsmitte gegen 22.50 Uhr. Etwa zur selben Zeit tritt auch Saturn im Schlangenträger ab. Jupiter taucht im September gar nicht erst auf. Der Sternschnuppenstrom der Epsilon-Perseiden lässt sich schwer vorhersagen. Zum Maximum am frühen Morgen des 9. September könnten es ein Dutzend Meteore pro Stunde sein - vielleicht deutlich mehr.

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