Sterneküche im Weltraum:Astronauten als Feinschmecker

Kalbsbäckchen mit Pfifferlingen statt Tubenkost: Ein Anruf bei Sternekoch Harald Wohlfahrt, der für die Besatzung der ISS ein Menü ausgetüftelt hat.

Dominik Stawski

Er hat schon für Könige und Staatsoberhäupter gekocht. Doch die neueste Bestellung war selbst für Starkoch Harald Wohlfahrt eine Herausforderung: Für die Astronauten der Internationalen Raumstation ISS hat er sich ein Weltallmenü einfallen lassen, das ab sofort den sonst so kargen Speiseplan schmückt. Zwar hat Wohlfahrt die Zusammenarbeit mit den Weltraumbehörde Spaß gemacht, aber einfach war der Job nicht.

Sterneküche im Weltraum: Sternekoch Harald Wohlfahrt hat sich für die Astronauten der Internationalen Raumstation ein Weltallmenü einfallen lassen.

Sternekoch Harald Wohlfahrt hat sich für die Astronauten der Internationalen Raumstation ein Weltallmenü einfallen lassen.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Was haben Sie den Astronauten denn serviert?

Wohlfahrt: Schwäbische Kartoffelsuppe als Vorspeise, geschmorte Kalbsbäckchen mit Pfifferlingen als Hauptspeise und zum Nachtisch ein Zwetschgenkompott in Sternanis-Gewürzsud.

SZ: Drei Gänge nur?

Wohlfahrt: Man kann nur Gleiches mit Gleichem vergleichen. Sie können im All keine Feinschmecker-Küche machen. Wenn ich mir mein Menü anschaue und die 150 russischen Kreationen für das All sehe, dann schneiden wir gut ab.

SZ: Welche Probleme gab es denn?

Wohlfahrt: Man muss da schon ein wenig aufpassen. Beispiel Zwiebelgewächse. Die führen zu Blähungen. Die Astronauten können da oben aber kein Fenster öffnen. Das ist einfach so.

SZ: Das leuchtet ein. Und sonst?

Wohlfahrt: Das Essen muss konzentrierter gewürzt sein, das war akribische Arbeit. Die Geschmacksempfindung ist im All eine andere. Wer dieses Menü auf der Erde isst, der schmeckt einen sehr kräftigen Geschmack.

SZ: Hat es Ihnen denn gemundet?

Wohlfahrt: Natürlich, ich muss ja hinter meinem Produkt stehen können! Auch Houston hat es für gut befunden.

SZ: Wie kamen Sie denn zu dieser exklusiven Bestellung?

Wohlfahrt: Vor drei Jahren kam Professor Ernst Messerschmid (ein ehemaliger Astronaut, Anm.d.Red.) in die Schwarzwaldstube. Der erzählte mir, dass Essen die einzige Abwechslung im All ist. Zuerst dachte ich, die essen nur Pillen und Präparate, aber dann habe ich mich eingelesen. Und irgendwann bekam ich den Entwicklungsauftrag.

SZ: Entwicklungsauftrag? Das klingt aber nicht gerade nach einer Menü-Bestellung.

Wohlfahrt: Es hat insgesamt eineinhalb Jahre gedauert. Das Menü war zwar schon nach drei Monaten fertig, aber dann müssen Sie auch noch Ausfuhrgenehmigungen organisieren und die richtige Verpackung finden. Es muss eine sterile Konserve sein, die dem Druck standhält und nicht zu schwer ist. Jedes Kilo, das zur ISS fliegt, kostet 22000 Dollar. Außerdem mussten wir jeden Schritt bei der Zubereitung filmen. . .

SZ: . . .Sie haben das gefilmt? Wieso das denn?

Wohlfahrt: Damit wir beweisen können, dass das Essen wirklich keimfrei zubereitet wurde. Stellen Sie sich vor, da würde etwas passieren. Da würde ich ja mein Leben lang nicht mehr glücklich.

SZ: Tüfteln Sie denn schon am nächsten Menü?

Wohlfahrt: Das war eine Mission. Ob das Weltraum-Menü in Serie geht, weiß ich nicht. Es gibt Ideen, aber die sind noch nicht spruchreif.

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