Stellenanzeige:Emoji-Dolmetscher gesucht

Freudentränen-Emoji

Lachen oder Weinen, Häme oder Trauer? Menschen interpretieren die Bedeutung von Emojis häufig unterschiedlich.

(Foto: dpa)

Eine Londoner Firma hat eine kuriose Stelle ausgeschrieben: Der neue Mitarbeiter soll lachende und weinende Gesichter in Handy-Nachrichten übersetzen können.

Sie lachen, weinen, winken oder tanzen - und stehen am Ende vieler Handy-Nachrichten. Emojis, stilisierte Gesichter, sollen die Stimmung einer getippten Nachricht transportieren. Macht der Absender einen Scherz oder ist er wütend? Emojis helfen, die Situation besser einzuschätzen.

Ein Londoner Übersetzungsbüro sucht jetzt einen Emoji-Dolmetscher. Der neue Mitarbeiter soll "monatliche Berichte über aktuelle Trends in der Emoji-Nutzung erstellen, kulturelle Unterschiede beim Verständnis der kleinen Kommunikationsgrafiken aufzeigen und geeignete Übersetzungen anbieten", heißt es in der Stellenanzeige der Firma Today Translations.

Die Gesichter ersetzen mittlerweile ganze Wörter und lassen so auch Raum für Interpretation. Dadurch können Missverständnisse auftreten - vor allem im interkulturellen Dialog. Ein Stück Kuchen, klatschende Hände oder ein Gesicht mit Herzen in den Augen - mit den Bildchen lässt sich in Handy-Chats alles Mögliche sagen. Forscher haben aber herausgefunden, dass die Grafiken je nach kulturellem Hintergrund sehr unterschiedlich bewertet werden. Eine mit Daumen nach oben zeigende Hand steht in westlichen Ländern für Zustimmung, in arabischen Ländern hingegen ist sie eine beleidigende Geste.

"Da es keine Muttersprachler gibt, sollte der erfolgreiche Job-Bewerber seine Leidenschaft für Emojis demonstrieren und zudem ein Bewusstsein für Missverständnisse und kulturelle Unterschiede zeigen", sagt Jurga Zilinskiene, Geschäftsführerin von Today Translations. Nachdem ein Kunde um die Übersetzung der Familiengeschichte in Emojis gebeten habe, sei man auf die Idee gekommen, einen Emoji-Übersetzer einzustellen, sagte Zilinskiene dem Guardian. Sie geht davon aus, dass die Nachfrage nach Emoji-Übersetzern künftig wachsen werde. "Wir sehen bereits einen Einsatz in Gerichtsverfahren, in denen Text-Nachrichten als Beweise verwendet werden." Die Interpretation von Emojis sei noch komplexer als das geschriebene Wort.

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