"Star Wars"-Premiere:Die Macht ist stark in ihnen

Die neunte Folge der Star-Wars-Reihe feiert in Hollywood Premiere - es ist auch eine Erinnerung an eine längst vergangene Zeit von Glamour.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

J.J. Abrams ist sichtlich aufgeregt. Er fummelt an seinem Ehering, tippelt von einem Fuß auf den anderen und presst nervös die Lippen aufeinander. "Das hier sind ungefähr acht oder neun Prozent Spaß, der Rest ist furchterregend", sagt der Regisseur von "Star Wars: Rise of Skywalker". In gleich drei Kinos feiert er an diesem Montagabend seine Weltpremiere. Es ist nicht irgendein Film, sondern der letzte Teil des bekanntesten Franchise der Filmgeschichte, und es sind nicht irgendwelche Kinosäle, sondern die legendären auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles: das Dolby Theater, das TCL Chinese Theater und das El Capitan Theatre.

"Ich will, dass die Leute glücklicher aus den Kinos kommen, als sie hineingegangen sind", sagt Abrams, als er nach dem Marathon über den blauen Teppich im Foyer des Dolby Theater steht, wo auch die Oscars vergeben werden. Er begrüßt Han-Solo-Darsteller Harrison Ford, umarmt Regisseur Steven Spielberg. Der allgemeinen Aufregung tut es gut, dass irgendwann Mark Hamill vorbeikommt. Der verkörpert Luke Skywalker und hat sich in den vergangenen Jahren ein herrlich entspanntes Macht-euch-mal-alle-locker-Gehabe angeeignet. "Das Wunderbare an den Star-Wars-Filmen ist die Hoffnung", sagt er, und dann ergänzt er, mehr zu Abrams als zu den Gästen: "Alles wird gut - immer.

Wer verstehen will, was da am Montag auf dem Hollywood Boulevard los gewesen ist, der sollte wissen, was dort am 25. Mai 1977 passiert ist. Die erste Folge mit dem Namen "A New Hope" wurde im Chinese Theater uraufgeführt - ohne eine spektakuläre Inszenierung wie die heutige Premiere. Star-Wars-Erfinder George Lucas holte sich an diesem Tag in seiner Mittagspause gemeinsam mit seiner Frau Marcia (die später einen Oscar für ihre Arbeit im Schnittraum bekam) einen Burger im Hamburger Hamlet gegenüber vom Kino.

"Wir saßen ganz hinten und sahen, dass vor dem Kino ordentlich was los war. Ich wollte sehen, welcher Film da gezeigt wird, dann bemerkte ich: ,Um Gottes Willen, das ist ja Star Wars'", kokettierte er später: "Ich hatte völlig vergessen, dass der Film an diesem Abend seine Premiere feierte." Unter den Gästen damals übrigens: Playboy-Gründer Hugh Hefner, der so begeistert war, dass er einfach sitzen blieb für die zweite Vorstellung an diesem Abend. So war das damals eben.

Heute sind Premieren ein gewaltiges Ereignis, für Star Wars haben sie Hollywood lahmgelegt. Der Disney-Konzern hatte die Firma Lucasfilm, die die Star-Wars-Saga ursprünglich produzierte, für vier Milliarden Dollar gekauft. Abrams scherzte (oder auch nicht) vor der Vorstellung: "Die haben sogar die Leinwand hier drin gekauft, weil sie nicht wissen, wohin mit ihrem Geld." Der Konzern hat in seinen Freizeitparks gewaltige Star-Wars-Erlebnisse gebaut und sein kürzlich gestartetes Streamingportal mit der Star-Wars-Serie "The Mandalorian" beworben. Omnipräsent, übrigens auch im Laden unterm El Capitan: Star-Wars-Fanartikel.

Und J.J. Abrams ist erleichtert

"Es mag sein, dass mit diesem Film die Geschichte der Familie Skywalker zu Ende geht", sagte Konzernchef Bob Iger bei der Premiere. Den Satz danach kann man als Versprechen oder Drohung interpretieren: "Ich kann versichern, dass es noch viel mehr Geschichten aus dieser fernen Galaxie geben wird." Die Macht soll stark sein mit Disney.

Es ist ordentlich was los an diesem Montagabend auf dem Hollywood Boulevard, viel mehr als 1977. Es gibt ein Star-Wars-Museum in einem riesigen Zelt, überall sind Darsteller der Figuren zu sehen, und es ist wie bei einer Zeitreise durch den Hochadel von Hollywood, wenn man sich mal bewusst macht, wer alles in irgendeiner Form an einem Star-Wars-Projekt beteiligt war. Der einzige, der wirklich fehlt: George Lucas, der wahrscheinlich lieber irgendwo einen Burger isst.

Die Gäste werden immer wieder aufgefordert, doch bitteschön möglichst viele Fotos und Videos zu machen, mit dem knuffigen Droiden R2-D2 zum Beispiel oder beim Lichtschwert-Kampf. Es gibt eine Station, bei der man mit imperialen Streitkräften interagiert, deren Darsteller in einem weit entfernten Studio mit Bewegungsmessern am ganzen Körper stehen und live mit einem reden - eine Demonstration dafür, wie digitale Aufbereitung schon heute funktioniert, und was mit dem Mobilfunkstandard 5G künftig möglich sein wird.

Das wichtigste und schönste Bild an diesem Abend liefert allerdings Abrams nach der Premiere. Es wäre eine bodenlose Frechheit, auch nur eine Silbe darüber zu verlieren, was in "Star Wars: Rise of Skywalker" passiert - deshalb nur so viel: Als der Regisseur zur Party spaziert, fummelt er nicht mehr nervös an seinem Ehering. Er kommt glücklicher aus dem Kino, als er hineingegangen ist. Er wirkt, und es kann kein schöneres Gefühl geben für einen, der gerade eine der bekanntesten Storys der Filmgeschichte zu Ende erzählt und nicht gewusst hat, wie die Leute reagieren werden: erleichtert.

Zur SZ-Startseite
Cast member Ridley poses for a portrait while promoting the film 'Star Wars: The Rise of Skywalker' in Pasadena

SZ PlusDaisy Ridley im Interview
:"Star-Wars-Fans sind sehr strenge Fans"

Ein Fünftel ihres Lebens hat die britische Schauspielerin Daisy Ridley mit ihrer Rolle Rey in "Star Wars" verbracht. Ein Gespräch über frühes Aufstehen, die Wirkung des Brexit und welcher britische Prinz der größere Fan ist.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: