Staatsbesuch:Queen besucht KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen

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Elizabeth II. und Prinz Philip mit Jens-Christian Wagner, Direktor der Gedenkstätte, am jüdischen Mahnmal.

(Foto: AFP)
  • Mit einer Sondermaschine ist die Queen am dritten Tag ihres Staatsbesuchs aus Berlin nach Celle geflogen.
  • Es ist der politisch bedeutsamste Moment ihres Staatsbesuchs: Die Queen besuchte auf eigenen Wunsch zum ersten Mal ein ehemaliges KZ.
  • In Bergen-Belsen sprach sie mit Holocaust-Überlebenden und Kriegs-Veteranen und legte einen Kranz nieder. Das ehemalige KZ wurde vor 70 Jahren von den Briten befreit.

Nach drei Tagen Staatsbesuch in Deutschland hat sich Elizabeth II. morgens aus der Hauptstadt verabschiedet. Vom Hotel Adlon lief sie an der Seite von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) über den Pariser Platz, plauderte mit Schaulustigen und nahm Blumen entgegen. Dann stieg die Queen in ihren weinroten Bentley und ließ sich, aus dem Fenster winkend durchs Brandenburger Tor fahren.

Am Mittag stand der politisch bedeutsamste Termin ihres Besuch an: Von Berlin flog Elizabeth II mit einer Sondermaschine nach Celle, wo sie zum ersten Mal in ihrer 63-jährigen Regentschaft ein ehemaliges Konzentrationslager betrat.

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen nördlich von Hannover stehen keine Baracken oder Wachtürme mehr. Verschiedene Mahnmale erinnern aber an die Opfer des Nazi-Regimes.

Britain's Queen Elizabeth and Prince Philip lay a wreath in front of the inscription wall during a visit to the site of the former Nazi concentration camp Bergen-Belsen

Elizabeth II. und Prinz Philip legen für die Opfer aller Nationen einen Kranz nieder.

(Foto: REUTERS)

Der etwa halbstündige Besuch fand abseits von Zaungästen und Trubel statt. Die Königin hatte sich nach Angaben der britischen Botschaft eine möglichst private Atmosphäre gewünscht. Der Besuch, der aus dem sonstigen Reiseprogramm der Monarchin herausstach, gilt Beobachtern als Geste mit großer Symbolkraft.

Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner empfing die Queen und ihren Mann Prinz Philip am Jüdischen Mahnmal, anschließend führte er sie zum Gedenkstein für Anne Frank. Einen Augenblick verweilten die Queen und Prinz Philip im Haus der Stille, dann legte die Königin einen Kranz an der Inschriftenwand nieder, die an Opfer aller Nationen erinnert. Im Anschluss sprach sie mit Holocaust-Überlebenden und britischen Veteranen, die an der Befreiung des KZs beteiligt waren.

Bergen-Belsen habe im kollektiven Gedächtnis der Briten eine besondere Bedeutung, sagte Gedenkstätten-Leiter Wagner: "Es gilt als das Symbol der NS-Verbrechen."

Britische Soldaten befreiten Bergen-Belsen

Der Besuch der Gedenkstätte war der persönliche Wunsch der Königin. Das ehemalige KZ Bergen-Belsen wurde vor 70 Jahren von den Briten befreit. Es wurde während des Zweiten Weltkriegs aufgebaut. Von den mehr als 200 000 Gefangenen, die hierher in die Lüneburger Heide deportiert wurden, kamen mehr als 52 000 KZ-Häftlinge und 20 000 Kriegsgefangene ums Leben - darunter die 15-Jährige Anne Frank, die mit ihren Tagebüchern posthum weltberühmt wurde. Zunächst war Bergen-Belsen ein Kriegsgefangenenlager mit vielen russischen Häftlingen. Im Frühjahr 1943 entstand auf einem Teil des Geländes das damalige KZ. Die SS bezeichnete es als "Aufenthaltslager" für Juden, die gegen im Ausland gefangen gehaltene Deutsche ausgetauscht werden sollten.

Von März 1944 an wurden in Bergen-Belsen kranke Häftlinge aus anderen Lagern untergebracht. Außerdem wurde das Lager Ziel von Transporten und Todesmärschen aus frontnahen Konzentrationslagern - und war bald überfüllt. 35 000 Menschen starben allein zwischen Anfang Januar und Mitte April 1945 an Hunger und Krankheiten.

Den britische Soldaten, die das damalige KZ am 15. April 1945 befreiten, bot sich ein grauenvoller Anblick: Auf dem Gelände lagen mehr als 10 000 Leichen. Bis Mitte Juni starben weitere 14 000 Menschen in den von den Engländern eingerichteten Krankenstationen. Im Mai 1945 evakuierten die Briten das Lager und brannten die Baracken wegen der Seuchengefahr nieder.

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