Sri Lanka:Monsun macht eine halbe Million obdachlos

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Heftige Regenfälle haben in Sri Lanka zu einer Katastrophe geführt: Mehr als hundert Menschen sterben, 500 000 werden in Notlager gebracht. Die Situation könnte sich noch verschlechtern.

Die stärksten Regenfälle seit zehn Jahren haben auf der Tropeninsel Sri Lanka eine Flutkatastrophe ausgelöst. Heftiger Monsun-Regen und Schlammlawinen kosteten mindestens 146 Menschen das Leben und machten fast eine halbe Million Menschen obdachlos. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Colombo wurden rund 500 000 Menschen in 185 Notlager evakuiert. Mehr als 100 000 Menschen haben ihre Häuser verloren. Obwohl das Hochwasser am Wochenende zurückging, werden noch immer 112 Menschen vermisst. Die Armee war mit 2 000 Leuten im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Die Rettungskräfte nutzten die Wetterbesserung, um Tausende Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen.

Die von Sri Lanka dringend erbetene Hilfe der internationalen Gemeinschaft ist bereits angelaufen: Das Nachbarland Indien schickte am Samstag drei Marine-Schiffe mit Nothilfe-Material und medizinischen Hilfsgütern. Die Vereinten Nationen kündigten die Lieferung von Tabletten zur Wasserreinigung, Zelten und anderen Hilfsgütern an. Die USA und Pakistan sagten ebenfalls Unterstützung zu. Fotos und Videos im Internet zeigen Helfer, die knietief im Wasser stehen und Hilfspakete an die Opfer übergeben.

Am heftigsten von den Unwettern betroffen sind Gebiete im Südwesten der Insel im Indischen Ozean. Stellenweise betrug der Niederschlag während 24 Stunden so viel wie der durchschnittliche Regenfall pro Jahr. Auch in der bei Urlaubern beliebten Stadt Galle gingen Regengüsse nieder. Die Hafenstadt, etwa 120 Kilometer südlich der Hauptstadt Colombo gelegen, war 2004 stark vom Tsunami im Indischen Ozean getroffen worden. Rettungskräfte hätten große Probleme, in die Gegenden im Süden zu gelangen, erklärte der Sprecher der Luftwaffe. "Einige Gebiete sind nicht über den Landweg zu erreichen", sagte er. Boote und Einsatzkräfte würden daher in die betroffenen Regionen geflogen.

Der Abgang von Erdlawinen während der Regenzeit ist in Sri Lanka nichts Ungewöhnliches. Die Abholzung von Wäldern zugunsten von Tee- und Gummiplantagen hat den Boden erodiert. Im Verlauf des Sonntags und am Montag wurden neue Regenfälle erwartet, das Katastrophenmanagement warnte vor weiteren Erdrutschen. Starker Wind und Regen werden noch bis zur ersten Juni-Woche erwartet, so dass sich die Situation weiter verschlechtern könnte.

© SZ vom 29.05.2017 / AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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