Süddeutsche Zeitung

"Siedler von Catan"-Erfinder:"Das Spielen hat unsere Familie gerettet"

Klaus Teubers "Siedler von Catan" hat die Art und Weise, wie heute gespielt wird, geprägt wie fast kein anderes Spiel. Nun ist er im Alter von 70 Jahren gestorben.

Von Daniel Wüllner

"Wer gibt mir drei Holz für mein eines Schaf?" Wer ein solch unfaires Tauschangebot vernimmt, kann sich nur auf einer Insel befinden: der fiktiven Welt von Catan. Im gleichnamigen Brettspiel tauschen Spielende knappe Ressourcen und bauen damit Siedlungen und Straßen. Obwohl der rote Karton mit der untergehenden Sonne auf dem Cover in vielen deutschen Haushalten im Regal steht, hätten die wenigsten Menschen wohl den Erfinder Klaus Teuber auf der Straße erkannt. Darüber war er stets froh, erzählte er einmal der SZ.

Teubers Inselwelt aus Karton hat die Art und Weise, wie heute gespielt wird, geprägt wie fast kein anderes Spiel. Das 1995 veröffentlichte Spiel begründete den Erfolg der sogenannten "german style board games". Diese kommunikativen und strategischen Brettspiele wurden zum deutschen Exportschlager. Weltweit wurden von "Catan" mehr als 40 Millionen Exemplare produziert, das Spiel ist in mehr als 40 Sprachen übersetzt und wird in 70 Ländern verkauft, vor allem in den USA ist es äußerst beliebt. Prominente wie Mark Zuckerberg oder Kristin Bell posten schon mal ihr Spielbrett auf Instagram.

Teuber entwickelte auch viele weitere Spiele. Mehrere von ihnen wurden als "Spiel des Jahres" ausgezeichnet, darunter etwa "Adel verpflichtet" oder "Drunter & Drüber". Doch keines von ihnen hatte annähernd den Erfolg von "Catan" und dessen diversen Varianten und Nachfolgern.

"Das Spielen hat unsere Familie gerettet", hat Teuber einmal in einem SZ-Interview erzählt. Er hatte zunächst Chemie studiert und war in den Betrieb seines Vaters eingestiegen, ein Dentallabor mit 65 Mitarbeitern. Der Betrieb geriet in große wirtschaftliche Probleme, der Vater erkrankte, mit Ende 20 war Teuber plötzlich alleine für ihn verantwortlich. "Wir hatten schon den Gerichtsvollzieher bei uns", erzählte er später. "Als die Erlöse von den ersten Spielen kamen, die ich entwickelt hatte, war das kurz vor knapp." In dieser belastenden Zeit sei das Spieleentwickeln aber auch zu einem Refugium geworden. "So konnte ich mich einfach am besten erholen."

Im Jahr 1998 stieg Teuber aus dem Betrieb aus und machte das Hobby in seinem kleinen Reihenhaus in Roßdorf bei Darmstadt zum Beruf. Vier Jahre später gründete er zusammen mit seiner Frau und seinen Söhnen die Catan GmbH, mit der er seine entwickelten Spiele vermarktete. Nun ist der wohl bekannteste und erfolgreichste deutsche Brettspiel-Erfinder tot. Klaus Teuber sei am Samstag nach kurzer und schwerer Krankheit gestorben, teilte der Spiele-Verlag Kosmos unter Berufung auf dessen Familie mit. Er wurde 70 Jahre alt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5781391
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/kast/mbec
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.