Süddeutsche Zeitung

Rheinland-Pfalz:Der Mann, der 373 Punkte in Flensburg anhäufte

Ein 37-Jähriger wird wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Trotzdem wird er Lkw-Fahrer - mit einem ungültigen italienischen Führerschein.

Von Max Sprick

373 Punkte im Flensburger Fahreignungsregister. Als "beachtlich", bezeichnet diese Ansammlung sogar die Polizeidirektion Neustadt an der Weinstraße. Sie hat mitgeteilt, dass sie am Dienstag einen 37-Jährigen aus dem rheinland-pfälzischen Speyer auf frischer Tat ertappt habe - in seinem SUV, mit einem rechtswidrig in Italien erlangten Führerschein. "Der Unbelehrbare", wie die Polizeidirektion den Verkehrssünder nennt, sei "völlig sprachlos" gewesen, als er realisiert habe, dass sein Audi Q7 nun beschlagnahmt würde.

Der Polizei zufolge gibt es einen, beziehungsweise mehrere Gründe, den Mann als unbelehrbar zu bezeichnen. Zuletzt habe er dieses Jahr im Februar vor Gericht gestanden. Nach mehreren bereits erfolgten Verurteilungen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis war er erneut wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Erlaubnis aufgeriffen worden. Damals seien ihm mehr als 150 rechtwidrige Fahrten nachgewiesen worden, sein Punktestand beim Kraftfahrtbundesamt habe, so die Polizei, 35 Punkte betragen - aus heutiger Sicht ein läppischer Wert.

Der Richter verhängte also im Februar eine Bewährungsstrafe "und stellte unmissverständlich klar, dass eine wiederholte Tatbegehung dem Angeklagten unweigerlich einen Platz in der Justizvollzugsanstalt sichern würde." Trotzdem habe der Mann sich zwei Monate später den auffällig beklebten Q7 zugelassen und sogar eine Stelle als Berufskraftfahrer angetreten - wohlwissend, dass sein ungültiger italienischer Führerschein ihn dazu nicht berechtigt.

Der Wagen fiel auf

Nun, einige Monate später, hatten die Beamten davon Wind bekommen. Die vorherigen Male hatten sie immer durch Zufall erwischt, jetzt wussten sie, auf welches Fahrzeug sie im Straßenverkehr Ausschau halten mussten. Und der Wagen des Mannes fiel eben auf.

"Er hat sich gedacht, ihm würde schon nichts passieren", sagt ein Polizeisprecher am Telefon. Deswegen habe er überhaupt nicht damit gerechnet, seinen Fahrzeugschein und die Autoschlüssel abgeben zu müssen. Ob sein Auto auch endgültig eingezogen wird, werden die Richter entscheiden. Ebenso, ob sie ihre Warnung wahrmachen und den Mann ins Gefängnis schicken.

Dass der 37-Jährige dann seine Sprache wiederfindet, wenn er diese Tragweite erkennt, darf zumindest bezweifelt werden.

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