Spektakuläres Verbrechen:Bande stiehlt Geld aus fahrendem Postzug in Indien

Spektakuläres Verbrechen: Der Diebstahl aus dem fahrenden Zug wurde erst bei der Ankunft in Chennai entdeckt.

Der Diebstahl aus dem fahrenden Zug wurde erst bei der Ankunft in Chennai entdeckt.

(Foto: AFP)

Die Räuber schneiden ein Loch in das Dach des Waggons und erbeuten umgerechnet fast 700 000 Euro. War der größte Postraub aller Zeiten von 1963 das Vorbild für die Tat?

Es ist nicht bekannt, ob die Männer, die am Dienstag in Indien einen Postzug überfallen haben, freundliche, auf korrekte Umgangsformen bedachte Gentlemen sind, so wie es der Legende nach die Räuber gewesen sein sollen, die 1963 den Postzug zwischen Glasgow und London ausraubten.

Diese Tat gilt als einer der spektakulärsten Fälle in der britischen Kriminalgeschichte. Die Bande um die vor einigen Jahren verstorbenen Gangster Bruce Reynolds und Ronald Biggs erbeutete damals nach heutigem Wert eine Summe von mehr als 50 Millionen Euro und wurde weltberühmt. Die Geschichte um den großen Postraub wurde mehrmals verfilmt - in Deutschland unter dem Titel "Die Gentlemen bitten zur Kasse" mit Horst Tappert.

Mannsbreites Loch ins Dach des Waggons geschnitten

Die Tat in Indien hat einige Gemeinsamkeiten mit dem berühmten Fall. Genau wie damals war das Verbrechen offenbar minutiös geplant. Genau wie damals waren relativ viele Personen an der Tat beteiligt - die Polizei spricht von sechs bis acht Bandenmitgliedern. Und genau wie damals gingen die Täter technisch sehr geschickt vor.

Offenbar während der Fahrt schnitten die indischen Gangster ein mannsbreites Loch in das Dach eines versiegelten Post-Waggons, durch das sie ihre Beute abtransportieren konnten. Die bewaffnete Wachmannschaft saß während der etwa 300 Kilometer langen Zugfahrt von Salem in die südindische Stadt Chennai im Nebenabteil, bemerkte aber nichts. Ein Ermittler sagte der Zeitung The Hindu, die Gang habe sich womöglich schon vor Abfahrt des Zugs in dem Post-Waggon versteckt und sich dann gemeinsam mit den Geldsäcken einschließen lassen. Einem Mitarbeiter der Eisenbahngesellschaft zufolge ist das Dach des Zuges allerdings zu stabil, um es während der Fahrt mit tragbarem Werkzeug zu durchtrennen.

Unklar ist auch, wie die Täter unbemerkt mit der Beute entkommen konnten. Entdeckt wurde der Diebstahl erst bei der Ankunft in Chennai. Dorthin hatte die Bank of India das Geld zur Entsorgung schicken lassen. Die gestohlenen Scheine seien zwar alt und verschmutzt, aber noch gültig, hieß es.

Die Beute der Täter in Indien ist indes verglichen mit dem Fall von 1963 nicht besonders hoch, nur 670 000 Euro fielen den Männern in die Hände. Dabei lagerte in dem Zug insgesamt eine Summe von umgerechnet 46 Millionen Euro - was beinahe die Dimension des großen Postraubs von 1963 erreicht.

Eine weitere mögliche Parallele zu ihren Vorbildern dürfte der Bande in Indien allerdings weniger gefallen: Die Männer, die den Postzug nach London überfielen, wurden alle relativ schnell gefasst.

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