Spanisches Königshaus:Infantin Cristina sagt vor Gericht aus

Spanische Königstochter Cristina

Wird heute vor Gericht befragt: Prinzessin Cristina.

(Foto: dpa)

Ihr werden Geldwäsche und Steuerbetrug vorgeworfen: Die spanische Prinzessin Cristina muss sich auf Mallorca den Fragen eines Untersuchungsrichters stellen. Palmas Bürgermeister hat bereits Konsequenzen aus den Ermittlungen gezogen.

In der Geschichte der spanischen Monarchie ist sie das erste Mitglied der Königsfamilie, das vor Gericht erscheinen muss: Infantin Cristina, die jüngste Tocher von Juan Carlos, wird sich heute in Palma de Mallorca den Fragen von Untersuchungsrichter José Castro stellen. Ihr Auftritt in der Haupstadt der Baleareninsel wird von der spanischen Öffentlichkeit erwartet.

Die Infantin werde der Vorladung Folge leisten und sich als Verdächtige im laufenden Korruptionsverfahren gegen ihren Mann Iñaki Urdangarin vernehmen lassen, teilten die Anwälte der 48-Jährigen mit. Cristina habe nichts zu verbergen. Richter Castro hatte Cristina kürzlich offiziell der Geldwäsche und des Steuerbetrugs verdächtigt.

Der ehemalige Handballnationalspieler Urdangarin soll über die gemeinnützige Nóos-Stiftung mehr als fünf Millionen Euro von den Regionalregierungen auf den Balearen und in Valencia veruntreut haben.

Eine Sonderbehandlung bekommt Cristina vor Gericht trotz allem: Die spanische Königstochter erstritt sich eine richterliche Genehmigung, wonach sie bis zur Tür des Gerichts in Palma de Mallorca vorgefahren werden darf - angeblich aus Sicherheitsgründen. Vielleicht ist der wahre Grund aber viel trivialer; so bleibt der Adeligen wohl die Schmach erspart, zwischen den wartenden Kamerateams und Fotografen hindurchgehen zu müssen.

227 Seiten über die Königstochter

Richter Castro will von der Infantin erfahren, inwieweit sie in den Skandal verwickelt ist. Um sie auf die Fragen des Richters vorzubereiten, hätten Cristinas Anwälte die anstehende Vernehmung immer wieder mit ihr durchgespielt, heißt es in der Zeitung El País. Cristina hatte alles daran gesetzt, dem peinlichen Verhör zu entgehen. Ihre Anwälte hatten die erste Vorladung im vergangenen Jahr erfolgreich angefochten, aber der Richter hatte sie davon nicht beeindrucken lassen und sie erneut vorgeladen.

Das zweite Mal hatte Cristina auf einen Einspruch verzichtet. Die Bevölkerung sollte schließlich nicht den Eindruck gewinnen, die Infantin würde nicht mit der Justiz kooperieren. Richter Castro steht mit seinen Vorwürfen gegen die Prinzessin jedoch ziemlich alleine da. Weder das Finanzamt - in der Rolle des Geschädigten - noch die Staatsanwaltschaft unterstützen seine Vorwürfe. Ein Staatsanwalt sprach sogar von einer Verschwörungstheorie. Die spanische Öffentlichkeit stehe jedoch größtenteils hinter dem Richter, hieß es in spanischen Zeitungen.

Richter Carlos hat sich gut vorbereitet: Über die Weihnachtsfeiertage verfasste er eine 227 Seiten lange Schrift, in der er seinen Verdacht gegen die Königstochter begründet. Normalerweise umfassen Vorladungen nur ein paar Seiten, es sind schließlich keine Anklagen oder Urteile. Aber Castro weiß, dass er unter genauer Beobachtung steht und er sich keinen Fehler erlauben darf.

Veruntreuungen in Millionenhöhe

Ob Cristina nach der Befragung angeklagt wird, ist noch offen. Es gilt jedoch als relativ wahrscheinlich, dass ihrem Ehemann der Prozess gemacht wird, Urdangarin konnte den Richter während seinen Vernehmungen nicht von seiner Unschuld überzeugen.

Nach den Ermittlungen der spanischen Justiz hat seine Nóos-Stiftung Kongresse zu völlig überhöhten Preisen veranstaltet und dem Staat fiktive Dienstleistungen in Rechnung gestellt. Einen Teil der Einnahmen soll Urdangarin in das Beratungsunternehmen Aizoon geschleust haben - nach Auffassung der Justiz eine Tarnfirma, die dem Königsschwiegersohn und seiner Ehefrau Cristina von Spanien zu gleichen Teilen gehört. Bis 2006 war die Prinzessin außerdem Mitglied im Direktorium der Nóos-Stiftung.

Doch mehr als die Scherben aufkehren, kann Cristina vor Gericht wohl nicht. Das Königshaus ist bei vielen Spaniern längst in Ungnade gefallen. Nach einer Umfrage der Zeitung El Mundo vom Januar steht nur noch knapp die Hälfte der Untertanen hinter der Monarchie. Aufgrund des Korruptionsskandals verloren Cristina und Urdangarin, die den Titel "Herzöge von Palma de Mallorca" tragen, bereits "ihre" Straße in Palma. Bis Mitte Februar vergangenen Jahres gab es auf der Urlaubsinsel neun, ihnen gewidmeten Straßenschilder mit der Aufschrift "Rambla des Ducs de Palma". Der Bürgermeister ließ vor kurzem alle neun Tafeln abschrauben und durch neue ersetzen.

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