Spanischer Bürgermeister will Marihuana anbauen:Cannabis für die Gemeindekasse

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5000 Quadratmeter von Rasquera sollen künftig dem Cannabis-Anbau zur Verfügung stehen - das hat der Bürgermeister des kleinen spanischen Dorfes durchgesetzt. Bernat Pellisa möchte so die Gemeindekasse aufstocken, für Vollbeschäftigung in seinem Ort sorgen - und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Vergnügen.

Sebastian Schoepp

Der Bürgermeister hat eine harte Gemeinderatssitzung hinter sich. Am Mittwochabend hat Bernat Pellisa, Ortsvorsteher des Dorfes Rasquera in der katalanischen Provinz Tarragona, die konservative Opposition von seinem Projekt überzeugt: Mit dem Anbau von Cannabis will er die Gemeindekasse sanieren. Pellisa, 38, Mitglied der Partei der Republikanischen Linken, versichert, das sei "keine Frivolität", sondern ein Mittel gegen die Krise.

Um seinem Dorf finanziell auf die Sprünge zu helfen, will Bürgermeister Bernat Pellisa Cannabis im großen Stil anbauen. (Foto: oh)

SZ: Herr Bürgermeister, erzählen Sie uns von Ihrem Dorf.

Bernat Pellisa: Nun, Rasquera hat 900 Einwohner, liegt 20 Kilometer vom Meer entfernt, unsere Produkte sind Olivenöl und Ziegen. Die Cabra Blanca ist geschätzt bei Köchen und Feuerwehrleuten, denn die Tiere fressen das trockene Unterholz, das verhindert Waldbrände.

SZ: Und warum wollen Sie Ihr Dorf zu einem Wallfahrtsort für Kiffer machen?

Pellisa: Wir legalisieren nur, was ohnehin üblich ist. Cannabis zum privaten Gebrauch wird doch überall am Mittelmeer angebaut. Das ist in Spanien auch nicht verboten. Aber es gab halt einen großen Schwarzmarkt.

SZ: Und nun dealen Sie?

Pellisa: Nein, wir wollen zunächst 5000 Quadratmeter Fläche an eine anerkannte private Initiative aus Barcelona verpachten, die Cannabis zu therapeutischen und ludischen Zwecken anbaut.

SZ: Ludisch?

Pellisa: Na ja, zum Vergnügen halt.

SZ: Rauchen Sie selbst auch?

Pellisa: Das tut hier nichts zur Sache ... Na ja, wir verstehen uns: Wir sind der Meinung, jeder sollte seine Freiheitsrechte ausüben können. Damit befinden wir uns im Einklang mit den Vereinten Nationen. Die Prohibition ist doch gescheitert. Wir fühlen uns als Pioniere.

SZ: Was bringt Ihnen das finanziell?

Pellisa: 1,3 Millionen Euro. Wir haben Außenstände, denn wir haben zuletzt viel investiert in Kanal- und Straßenbau.

SZ: Spanien hat sehr viel Arbeitslose. Bringt der Cannabis-Anbau neue Jobs?

Pellisa: Wir rechnen mit 40 Stellen in der Verwaltung und für die Bewachung. Das reicht bei uns für Vollbeschäftigung. Wir hoffen, dass junge Leute zurückkommen. Wir wollen langfristig ein Zentrum für Cannabisforschung werden.

© SZ vom 02.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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