Spanien: Toter Fünfjähriger:Verbrannt und verdurstet

Lesezeit: 2 min

Er ist verbrannt und verdurstet. Doch warum der fünfjährige Tim aus Nordrhein-Westfalen so grausam sterben musste, ist noch unklar. Die spanische Polizei verdächtigt seine Mutter.

Javier Cáceres

Es ist noch immer nicht mit Gewissheit bestimmt, welche Umstände zu dem dramatischen Tod des fünfjährigen deutschen Jungen Tim im südspanischen Andalusien geführt haben. Doch die bisherigen Ermittlungsergebnisse der spanischen Polizei lassen jeden erschauern, der sich vorstellt, welche fürchterlichen Qualen das Kind aus dem nordrhein-westfälischen Herdecke in den letzten Stunden seines Lebens erlitten haben muss, in dem gebirgigen Gelände nahe der südspanischen Ortschaft Espiel.

Der fünfjährige Junge aus Deutschland muss Schreckliches erlebt haben. Erst nach dreitägiger Suche wurde seine Leiche gefunden und identifiziert. Der Körper des Jungen war von Verbrennungen gezeichnet. (Foto: rtr)

Tims Körper war von Verbrennungen gezeichnet, obschon er offenbar noch verzweifelt versucht haben muss, sich unter einem Busch vor der mörderischen Sonne zu verstecken. Dort verdurstete er schließlich, der akute Wassermangel verursachte einen Hitzschlag und schließlich einen Kollaps aller Organe. Erst nach dreitägiger Suche wurde seine Leiche am Freitag gefunden und identifiziert; seine Mutter, Tanja K., wurde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung vorläufig festgenommen und kam nur unter Auflagen wieder frei. Sie darf unter anderem das Land nicht verlassen. Allerdings ist daran derzeit auch nicht zu denken, weil sie noch immer stationär behandelt werden muss.

Was geschah nach der Panne?

Auch am Sonntag war noch unbekannt, ob Tanja K. etwas - und wenn ja, was - zur Klärung der Todesumstände Tims beitragen konnte. Nachdem die Mutter zunächst unter Schock gestanden hatte, wurde sie Medienberichten zufolge am Samstagnachmittag von der spanischen Polizei vernommen, der mit dem Fall betraute Untersuchungsrichter verhängte allerdings eine Nachrichtensperre. Fest steht somit weiterhin nur, dass die 40-jährige Frau am Dienstag vergangener Woche in einem Zustand völliger Verwirrung an einer Tankstelle aufgetaucht war, dort konfuse Dinge zu Protokoll gegeben hatte, aber mit Hilfe eines deutschsprachigen Mannes, der hinzugezogen wurde, immerhin noch verständlich machen konnte, dass sich Tim in dem unzugänglichen Gelände aufhielt. Die sofort eingesetzte Suche nach dem Jungen dauerte schließlich drei Tage, dann erst wurde seine Leiche gefunden, ganz in der Nähe zweier Rucksäcke und mehrerer leerer Wasserflaschen.

Die Frau und ihr Sohn waren vor knapp zwei Wochen im Auto nach Spanien gereist. Vom Vater des Kindes, der aus Deutschland anreiste und den Leichnam des Jungen identifizierte, lebte sie in Trennung. Zeugen berichten, Mutter und Kind hätten noch am vorvergangenen Sonntag gemeinsam in einem Stausee gefischt, tags darauf berichten Anwohner, dass ihr Wagen eine Panne hatte. Was danach geschah, ist ein Rätsel. Hat sie den Jungen allein gelassen, um Hilfe zu holen, zum Beispiel, weil sie sich auf einer Bergwanderung verlaufen hatten? Reihten sich unglückliche Umstände aneinander? Tanja K. wies nach Zeugenangaben zahlreiche Schürfwunden und Kratzer auf, mittlerweile soll auch ein Kinnbruch diagnostiziert worden sein. Nach Polizeiangaben wies die Kinderleiche keine Spuren äußerer Gewaltanwendung auf.

© SZ vom 26.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: