Spanien:Fette Party

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Schauplatz Costa del Sol: So diesig-unklar wie die Sicht an heißen Sommertagen bleibt vorerst auch die Sicht auf das kürzlich Geschehene im Badeort Torremolinos. (Foto: Jorge Guerrero/AFP)

Portugiesische Schüler sollen angeblich ein Hotel bei Málaga demoliert haben. Im US-Fernsehen war sogar von Schlachten zwischen Jugendgangs die Rede.

Von Thomas Urban, Madrid

Gern schaut man aus Spanien auf die Portugiesen herab. Schon in der Rivalität um das größte Imperium waren sie unterlegen, und während die Conquistadoren einst das Gold der Azteken und Inkas nach Hause schafften, kämpften die Seefahrer vom Atlantik mit Piranhas und Mücken am Amazonas. Deshalb hören sie in Portugal ja auch so gern die melancholischen Fado-Lieder, während die Spanier bei ihren Fiestas fröhlich in die Vollen gehen; soweit das Vorurteil.

Aber nun ist da dieser Vorfall aus Torremolinos, bei dem ein paar Hundert portugiesische Schüler für Aufregung sorgten. Beziehungsweise: Bewiesen, dass auch Portugiesen es beim Feiern richtig krachen lassen können. Oder?

Im US-Fernsehen war gar die Rede von Schlachten zwischen Jugendgangs

Torremolinos bei Málaga ist ein Mekka des Massentourismus, dorthin und in andere Orte an der Costa del Sol fahren traditionell Tausende portugiesische Oberschüler, um ein paar Tage lang den Abschluss der Prüfungen zu feiern - an der heimischen Atlantikküste ist es noch zu kühl. Reisebüros sind auf diese Schülertouren spezialisiert, die Fahrten werden privat organisiert. Immer wieder kommt es zu Alkoholexzessen und gibt es Ärger um die Haftung für Schäden, die betrunkene minderjährige Schüler anrichten. Vorbeugend kommen an diesen Tagen Dutzende portugiesische Polizisten in die beliebtesten Orte und gehen gemeinsam mit spanischen Kollegen Streife.

Und jetzt also: Berichte über feiernde portugiesische Schüler, die in Torremolinos ein Hotel zerlegten, Riesenschäden anrichteten, es hieß, es gebe Ermittlungen der Polizeibehörden beider Länder. Die Geschichte stellte sich quasi stündlich dramatischer dar: In Lokalmedien hieß es zunächst, in dem Hotel seien nach der Abfahrt einer größeren Gruppe von portugiesischen Oberschülern Beschädigungen in der Zimmereinrichtung festgestellt worden, Kacheln seien herausgerissen, Möbel zerlegt, ein Fernseher in eine Badewanne geworfen worden, der Schaden belaufe sich auf "mehrere Tausend" Euro. Die Madrider Tageszeitung El País griff den Fall auf und schrieb von zerstörter Hoteleinrichtung, im Diskussionsforum wurden die Portugiesen beschimpft, die eine Schande für ihr Land seien. Die internationalen Presseagenturen stiegen ein, meldeten den "massiven Vandalismus", ein Hotelangestellter wurde mit dem schwerwiegenden Satz zitiert: "So etwas habe ich noch nie gesehen!" Schließlich berichtete ein amerikanischer Fernsehsender aus seinem Studio in Barcelona über die Zerstörung eines Hotels im 1008 Autobahnkilometer entfernten Torremolinos. Über Schlachten zwischen Jugendgangs und 1200 Schüler und Studenten, die des Landes verwiesen worden seien. Die Polizei sichere das Gelände.

Auf der anderen Seite der iberischen Halbinsel, in Lissabon, meldeten sich am Montag einige der Rückkehrer zu Wort. Und es ergab sich ein anderes Bild: In der Tat habe es in dem Hotel von Torremolinos großen Ärger gegeben. Der Wochentrip habe pro Kopf 550 Euro gekostet, doch seien die Zimmer heruntergekommen, die sanitären Einrichtungen in unbeschreiblichem Zustand und das Essen teilweise ungenießbar gewesen.

Es dürfte noch dauern, ehe klar ist, was nun wirklich passiert ist am Wochenende in Torremolinos. Das Hotelmanagement will dazu nichts sagen, und die spanische Polizei teilt lediglich mit, dass sie zu den Medienberichten nichts sage.

Nur so viel: Ausgewiesen wurde niemand. Na dann.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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