Spanien:Dalí muss zum Vaterschaftstest

  • Ein Gericht in Madrid hat angeordnet, die Leiche Salvador Dalís für einen Vaterschaftstest zu exhumieren.
  • Eine Frau aus Girona möchte als seine Tochter anerkannt werden - ihre Mutter hatte mit dem Künstler angeblich eine Affäre in den fünfziger Jahren.
  • Hat sie recht, könnte ihr ein Teil des Erbes zufallen, Dalí starb 1989.

Von Catrin Lorch, Madrid

Fast drei Jahrzehnte nach dem Tod des spanischen Künstlers Salvador Dalí sollen für einen Vaterschaftstest die sterblichen Überreste exhumiert werden. Eine Richterin in Madrid ordnete am Montag die Exhumierung an. Es soll überprüft werden, ob der weltbekannte Künstler (1904-1989) der biologische Vater einer Frau aus Katalonien ist. Pilar Abel, eine Kartenleserin aus Girona, möchte als Tochter anerkannt werden, was bedeutet, dass ihr ein Teil des Erbes zufallen könnte, das der Künstler dem spanischen Staat vermacht hat. Experten schätzen, dass der Nachlass mehr als 300 Millionen Euro wert sein könnte.

Die Vaterschaftsklage hatte schon dazu geführt, dass Haare, die in der Totenmaske Dalís aus Gips festklebten, auf DNA untersucht wurden. Ein Gericht in Madrid hielt offensichtlich die Anfangsbeweise für ausreichend, um den Verdacht weiter zu verfolgen. Dazu gehören vor allem die Versicherungen der Mutter der Wahrsagerin, in den Fünfzigerjahren ein heimliches Liebesverhältnis mit dem Künstler unterhalten zu haben, als sie als Kindermädchen in der Nähe seines Hauses in Portilligat arbeitete. Sie habe dann - bereits schwanger - einen anderen Mann geheiratet und die Tochter zur Welt gebracht.

Sollte sich die Vaterschaft bestätigen, wäre ein Mythos der Kunstgeschichte zertrümmert. Nämlich die Geschichte der lebenslangen Obsession des Malers, die sein Werk unauflöslich mit seiner Muse Gala verbindet. Der Künstler hatte seine Frau, die russische Emigrantin Helene, genannt Gala, nach dem Umzug nach Paris kennengelernt, wo er sich den Surrealisten anschloß. Seine Liebe für die zehn Jahre ältere Frau seines Künstlerkollegen Paul Eluard lebte er laut aus, die beiden heirateten direkt nach der Scheidung im Jahr 1934, die kirchliche Trauung fand aber erst im Jahr 1958 statt, nach dem Tod Eluards.

Das Paar inszenierte die leidenschaftliche, gegenseitige Verstrickung in der Öffentlichkeit. Gala war für Dalí Muse und Modell, wurde von ihm als Madonna und Venus gemalt, denn der Künstler beutete seine sexuellen Begierden für seine Bilder aus. Darauf, dass ihm Gala Freunde und Familie ersetzte, wies Dalí selbst häufig hin, wie er auch betonte, dass er eigentlich impotent und sexuell unerfahren sei. Besuchen durfte der Künstler seine Frau in ihrem Schloss allerdings nur, wenn sie ihn schriftlich dazu einlud.

Um heiraten zu dürfen, kämpfte Dalí sogar beim Vatikan

Wenn es wirklich eine leidenschaftliche Affäre zwischen Antonia Martínez de Haro, der Mutter der Klägerin, und Dalí gegeben haben sollte, dann ist die Zeugung des unehelichen Kindes ausgerechnet in die Zeit der Vorbereitung der kirchlichen Trauung gefallen, um die Dalí sogar beim Vatikan gekämpft hatte.

Pilar Abel sagt, sie habe zunächst von ihrer Großmutter erfahren, wer ihr wirklicher Vater sei. Erst vor wenigen Jahren konfrontierte sie die Mutter. Sollte sie mit ihrer Klage Erfolg haben, wird ihr nicht nur ein Teil des Erbes zugesprochen, sie hätte dann auch Anspruch auf die Copyright-Rechte, die im Fall des populären Künstlers enorm sind, und darauf, den Namen Dalí zu tragen.

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