Sommerloch 1973:Als Liz Taylor und Gerd Müller weg wollten

Hollywoods Traumpaar Liz Taylor und Richard Burton trennen sich, Gerd Müller will zum FC Barcelona wechseln - und die Angst vor der Baader-Meinhof-Bande geht um.

Beate Wild

Im Sommer 1973 trennte sich Hollywoods Traumpaar - zum ersten Mal: Liz Taylor und Richard Burton kündigten die Scheidung ihrer neunjährigen Ehe an. Die beiden hatten sich 1963 bei den Dreharbeiten zu "Cleopatra" kennengelernt. Nach der Scheidung heiratete das Schauspielerpaar 1975 jedoch erneut. Die zweite Ehe hielt nur bis 1976. Taylor und Burton sorgen mit ihrem Ehestreit über zehn Jahre lang für Schlagzeilen in der Regenbogenpresse.

Gerd Müller und Paul Breitner

Gerd Müller (li.) und Paul Breitner bei einer Siegesfeier im Münchner Hotel Hilton.

(Foto: Foto: dpa)

Watergate treibt Nixon in die Enge

Die Watergate-Affäre um US-Präsident Richard Nixon kochte im Sommer 1973 so richtig hoch. Der Untersuchungsausschuss erhob Klage gegen Nixon. Die SZ titelte: "Onkel Sam setzt Richard Nixon zu." Dieser stritt nach wie vor jedes Mitwissen und jede Beteiligung beharrlich ab. Währenddessen behauptete das Callgirl Faye Martin, in ihrem Notizbuch befänden sich die Namen von Politikern, die in den Abhörskandal verwickelt seien. Sie sagte, sie hätte außerdem bei einigen Sex-Orgien im Watergate-Hotel teilgenommen.

Der Skandal, der schließlich Nixon im August 1974 seinen Job kostete, wurde im Februar 1972 während des Präsidentschaftswahlkampfes von den Reportern der Washington Post, Robert Woodward und Carl Bernstein, aufgedeckt. Eine Gruppe um den Republikaner Nixon hatte Abhörgeräte in den Büroräumen des demokratischen Präsidentschaftskandidaten George McGovern installiert.

Wechsel-Drama um Gerd Müller

Ein kleines Wechsel-Drama gab es um den Nationalspieler Gerd Müller. "Heute so, morgen so", schrieb die SZ. Der Stürmerstar des FC Bayern hatte vom FC Barcelona bereits zwei lukrative Angebote erhalten und überlegte, nach Spanien zu gehen. Seine Meinung dazu wechselte er wie andere die Unterhosen. In die Debatte mischten sich auch Trainer Udo Lattek, der DFB und Mannschaftskapitän Franz Beckenbauer ein. Letzterer sagte, man könne Müller keine Vorwürfe machen, sollte er das Angebot annehmen. "Bei soviel Geld kann man das nicht verantworten." Schließlich blieb Müller beim FC Bayern - bis 1979.

McCartney ohne Hemd bei James Bond

In London hatte der neue James-Bond-Film "Leben und sterben lassen" Premiere. Einen kleinen Skandal löste Paul McCartney aus, als er zu der Feier zwar mit Anzug und Fliege, aber ohne Hemd erschien.

Angst vor der Baader-Meinhof-Bande

Die Aktivitäten von Baader und Meinhof beherrschten die Schlagzeile: ein Sprengstoffanschlag auf einen Amtsrichter in Kaiserslautern, eine nächtliche Schießerei in Bochum und ein mysteriöser Waffenfund in Köln entfachten die Terrorfurcht erneut. Die Rheinische Post vermeldete auf Seite eins: "Das Bundeskriminalamt hat eine neue Fahndung nach Mitgliedern der Baader-Meinhof-Bande eingeleitet." Und laut der Welt wollten die Anarchisten ihre "Aktivität nach Nordrhein-Westfalen verlegen".

Fluglotsen-Streik legt Deutschland lahm

Ausgerechnet im Juli 1973 streikten in Deutschland die Fluglotsen. Ja, auch damals wollten sie schon mehr Geld! Reiseveranstalter kündigten daraufhin Verträge. Stundenlange Verspätungen, übermüdete Passagiere auf den Flughäfen und eine gereizte Stimmung waren die Folgen. Die Bundesregierung befürchtete Schlimmstes: Zusammenbruch des Ferienflugverkehrs, Regressansprüche und das allgemeine Chaos. "Eine Nervenprobe für Reiseunternehmer und Urlauber", titelte die SZ. Schließlich ging Bonn sogar gerichtlich gegen die Fluglotsen vor. Unter Androhung von Geldstrafen sollten sie ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Rockerbanden auf der schiefen Bahn

Im Sommer 1973 machte man sich zudem Sorgen um die deutsche Jugend. "Bei Rockern ist der Gruppeninstinkt oft stärker als das Unrechtsbewußtsein", schrieb die SZ. Man sah die jugendlichen Rockerbanden gemeinsam auf Abwegen. Die Tücke der "schiefen Bahn" schien immer akuter zu werden. Hatte die Republik gerade die Hippie-Welle hinter sich gebracht, schien jetzt Gefahr von anderer Seite zu drohen. Angeblich drehten die Rocker "krumme Dinger aus Langeweile". Das rief vermehrt Streetworker auf den Plan.

Aber auch die Polizei ergriff promt Gegenmaßnahmen und erhöhte die Zahl der Razzien in den Jugendzentren. Vor allem - wie könnte es auch anders sein - wollte man in Bayern hart durchgreifen. "Das Gschwerl schnell wegräumen", forderten Politiker und auch Bürger.

Das Comeback von Perón

In Argentinien kehrte derweil der legendäre, bereits von 1946 bis 1955 amtierende Präsident Juan Perón aus dem Exil in sein Land zurück und gewann im September 1973 erneut die Präsidentschaftswahlen. Bis zu seinem Tod am 1. Juni 1974 blieb Perón im Amt. Bis heute hat die Peronistische Partei in Argentinien einen großen Einfluss. Auch der derzeitige Präsident Néstor Kirchner ist Peronist.

Das tragische Ende von Allende

Drei Jahre nach seiner Wahl zum Staatspräsidenten von Chile wurde Salvador Allende im September 1973 durch einen Militärputsch unter der Führung von Augusto Pinochet gestürzt. Allende hatte versucht, Gesellschaft und Wirtschaft in Chile nach sozialistischen Prinzipien neu zu gestalten. Am 11. September 1973 kam er bei den Kämpfen ums Leben.

Unmittelbar bevor die Putschisten den Präsidentenpalast stürmten, wandte er sich in einer letzten, eindringlichen Rundfunkansprache an die Bevölkerung Chiles und erklärte: "Pagaré con mi vida la lealtad del pueblo" ("Ich werde für die Treue des Volkes mit meinem Leben bezahlen").

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