Süddeutsche Zeitung

Sommer im April:Badewetter und Grillwurst-Mangel

Volle Straßencafés und Biergärten, Andrang an den Badeseen und Grillpartys im Freien: Hoch "Peggy" hat am Wochenende den meisten Deutschen Hochsommer mitten im April beschert.

Hochsommer im April: Am Wochenende kamen Sonnenhungrige hierzulande voll auf ihre Kosten.

Am wärmsten war es nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia am Sonntag im Ruhrgebiet: In Duisburg-Hochfeld wurden 30,6 Grad gemessen, in Marl 30,3. Am Samstag kletterte die Temperatur in Köln auf 30,6 Grad.

So früh heiß wie noch nie

Damit ist es in Deutschland dieses Jahr so früh heiß geworden wie noch nie zuvor. Gewöhnlich werden zu dieser Jahreszeit tagsüber etwa 14 Grad gemessen. "Samstag und Sonntag waren die frühestens Hitzetage seit Beginn der Wetteraufzeichnung", sagte Martin Puchegger von Meteomedia. Meteorologen sprechen von einem Hitzetag, sobald das Thermometer die 30-Grad-Marke erreicht.

Der Monatsrekord wurde aber nicht geknackt: Er liegt bei 32 Grad. So heiß war es am 23. April 1968 in Sachsen-Anhalt. Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif sieht in der Hitze ein Zeichen für den Klimawandel. "Für sich allein sind die warmen Temperaturen nichts Außergewöhnliches. Aber in ihrer Fülle sind die Anzeichen für den Klimawandel nicht mehr zu übersehen."

Sonne statt Knut

In Scharen bevölkerten Sonnenhungrige die Cafés und Bierlokale am Düsseldorfer und Kölner Rheinufer. Sonne satt auch in der Hauptstadt: Bei den Ausflugsdampfern auf der Spree herrschte reger Betrieb.

Die Grillsaison in den Parks wurde eröffnet, viele Cafés in der Innenstadt waren bis auf den letzten Platz belegt. Sonne statt Knut schien das Motto zu sein: Zwar wollten auch am Sonntag wieder mehrere tausend Menschen das Eisbärbaby sehen. Aber vor der Kasse bildeten sich erstmals keine langen Schlangen.

Besucherrekorde in Hamburger Eisdielen

In Hamburg meldeten Cafés und Eisdielen Besucherrekorde, an den Elbstränden und um die Alster tummelten sich gut gelaunte Leute. Unterdessen hatten Polizei und Feuerwehr in der Nacht zum Sonntag alle Hände voll zu tun. Sie mussten wegen allzu fröhlicher und lauter Grillpartys ausrücken. Im Hamburger Stadtpark löschte die Feuerwehr mehrere brennende Mülltonnen.

Auch an den Nord- und Ostseestränden herrschte Andrang. "Hier ist jede Menge los", meinte ein Urlauber in St. Peter-Ording an der Nordsee. "Einige Mutige wagen sich sogar schon ins Wasser."

Überfüllte Freibäder und Grillwurst-Mangel

Im Freibad Rheinhafen in Karlsruhe (Baden-Württemberg) fanden Besucher bei 28,5 Grad Abkühlung im Wasser. "Am Wochenende hatten wir fast 4000 Besucher", sagte ein Sprecher am Sonntag. Auch in einem Freibad in Frankfurt am Main war viel los. "Es ist richtig voll. Hier sind 900 Leute", sagte Anette Hamel von der Betriebsleitung.

Volles Sommerprogramm auch in Niedersachsen: Während sich manch einer auf den Rasenflächen in Hannover und Braunschweig den ersten Sonnenbrand holte, klagten andere über Grillwurst-Mangel: "Die Würstchen waren bei meinem Fleischer ausverkauft", klagte einer der Grill-Fans.

Aber nicht jeder kann sich über den prallen Sonnenschein und die Trockenheit freuen. Besonders Allergiker haben wegen des Pollenflugs mit dem warmen Wetter zu kämpfen, sagte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes.

Waldbrandgefahr in Bayern und in NRW

Und die Waldbrandgefahr steigt: Am Thumsee nahe Bad Reichenhall in Bayern hat das extrem trockene und warme Wetter bereits einen Wald in Brand gesetzt, Katastrophenalarm wurde ausgerufen. Wegen der Trockenheit herrscht in Bayern wie in Nordrhein-Westfalen die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe.

Dem Bilderbuch-Wetter droht ein baldiges Ende. Dann heißt es vor allem für die Norddeutschen: Pack' die Badehose wieder ein. Denn zur Wochenmitte soll über Norden eine Kaltfront anrücken. Die Meteorologen halten dann sogar wieder Frost für möglich.

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dpa
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