Skurrile Gerichtsprozesse:Streit um impotenten Strauß und nervöse Hühner

An Deutschlands Gerichten spielen sich bisweilen abstruse Dinge ab, wie nun zwei Fälle in Osnabrück und Bautzen beweisen. In den Hauptrollen der Possenspiele: ein impotenter Strauß, panische Hühner mit "verminderter Legeleistung" und - natürlich - jede Menge Gutachter.

Im skurrilen Rechtsstreit um den impotenten Strauß Gustav soll jetzt ein Gutachter vor dem Landgericht Bautzen aussagen. In dem Schadenersatzprozess scheiterte ein Gütetermin, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Der Eigentümer von Gustav fordert von den drei Beklagten 5050 Euro, weil sie den Straußenhahn Ende 2005 mit Silvesterböllern beworfen und damit dem Vogel die Lust auf die Zeugung von Nachwuchs verdorben haben sollen.

Strauß Gustav

Strauß Gustav will sich nicht mehr fortpflanzen. Sein Eigentümer schiebt es auf die Böller. Gustav sei depressiv geworden, nachdem ihn Jugendliche mit Böllern beworfen hätten.

(Foto: Foto: dpa)

Die Jugendlichen gaben jedoch an, sie hätten keine Böller sondern Gummiteile aus einer Zaunbefestigung nach den Straußen geworfen. Der Gutachter soll nun am 4. Juni vor Gericht zu der Frage Stellung nehmen, ob Gustav durch den "Übergriff" depressiv und damit vorübergehend impotent werden konnte.

Der Kläger macht in dem Verfahren geltend, dass der liebesmüde Gustav während seiner rund viermonatigen Abstinenz 14 Strauße mit einem Marktwert von je 350 Euro hätte zeugen können. Außerdem fordert er von den Jugendlichen die Erstattung von 150 Euro Tierarztkosten.

Dem Gerichtssprecher zufolge hatten sich beide Parteien in dem Gütetermin zwar bereits grundsätzlich darauf verständigt, dass die drei Jugendlichen zur Wiedergutmachung Arbeitsstunden auf der Straußenfarm im ostsächsischen Lohsa ableisten sollten.

Hühner mit verminderter Legeleistung

Die Einigung scheiterte jedoch am Umfang des Arbeitseinsatzes: Während der Kläger auf 80 Arbeitsstunden pro Angeklagtem bestand, wollten die Jugendlichen höchstens jeweils 40 Stunden arbeiten.

Im Osnabrücker Gerichtsstreit um die verminderte Legeleistung von in Panik geratenen Hühnern hat am Montag ein Gutachter den Zusammenhang bestritten. Im September 2004 hatte ein Heißluftballon in geringer Höhe den Hühnerstall eines Bauern aus Nordhorn überflogen.

20.000 Hühner waren deshalb in panische Angst versetzt worden. Zehn Tage später brach nach Angaben des Bauern die Eierproduktion deutlich ein.

Wenn der Ballon Ursache für die geringere Legeleistung gewesen wäre, hätte der Einbruch bereits kurz nach der Panikreaktion einsetzen müssen, sagte der Wissenschaftler am Montag vor dem Landgericht Osnabrück.

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