Torontos Bürgermeister Rob Ford:"Sie haben soeben Kuwait angegriffen"

Torontos Bürgermeister Rob Ford während der Sitzung des Stadtrats. (Foto: REUTERS)

Der Stadtrat von Toronto hat die Notbremse gezogen und den Crack rauchenden Skandalbürgermeister Rob Ford drastisch in seiner Macht beschnitten. Augenzeugen sprechen von tumultartigen Szenen, Ford beschimpfte die Ratsmitglieder.

Rob Ford wäre nicht Rob Ford, wenn die Sitzung ohne großes Aufsehen über die Bühne gegangen wäre. Als der Stadtrat der kanadischen Millionenmetropole Toronto zusammenkam, um über die Zukunft des Skandalbürgermeisters Ford zu entscheiden, war die Stimmung aufgeladen. Bereits in der vergangenen Woche war Fords Macht beschnitten worden - und am Montag verlor er seine Amtsbefugnisse nun nahezu komplett.

Der Stadtrat von Kanadas größter Stadt beschloss, Fords Stellvertreter Norm Kelly für das Tagesgeschäft einzusetzen. Ford trägt zwar noch den Titel des Bürgermeisters, darf aber beispielsweise nicht mehr dem Stadtrat vorsitzen und die Tagesordnung festlegen; sein Budget wurde um 60 Prozent gekürzt. Zudem verliert der 44-Jährige einen Teil seines Personals, das nun für Kelly arbeitet. Der Beschluss gilt bis November 2014, wenn nach den Wahlen ein neuer Stadtrat eingesetzt werden wird.

Augenzeugen berichteten von tumultartigen Szenen während der Sitzung. Ford, der seit 2010 Bürgermeister von Toronto ist, nannte seine Entmachtung durch den Stadtrat einen "modernen Staatsstreich" und kündigte an, er werde vor Gericht ziehen. "Sie haben soeben Kuwait angegriffen", sagte der Bürgermeister wütend in Anspielung auf die Invasion des Golfstaates durch irakische Truppen 1990. Damals hatte sich eine internationale Koalition unter Federführung der USA gebildet, um Kuwait zu befreien.

Ford hatte nach hartnäckigem Leugnen gestanden, das Kokainderivat Crack geraucht und jahrelang illegale Drogen gekauft zu haben. Außerdem war ein Video aufgetaucht, in denen er stark alkoholisiert wüste Morddrohungen ausgestoßen hatte. Einen Rücktritt lehnte Ford jedoch bislang stets ab.

© Süddeutsche.de/dpa/jst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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