Skandalbischof Tebartz-van Elst:Merkel hofft auf Lösung im Sinne der Gläubigen

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"Eine sehr schwierige Situation" ist auch nach Überzeugung der Bundesregierung im Bistum Limburg entstanden. Selbst die Kanzlerin mischt nun im Skandal um den Bischof Tebartz-van Elst mit - wenngleich in aller Bescheidenheit.

Franz-Peter Tebartz-van Elst weilt in Rom. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und ranghöchster Katholik des Landes, ebenfalls. Der Rest der deutschen Katholiken blickt gespannt Richtung Vatikan und wartet auf Nachricht, was nun mit dem umstrittenen Bischof von Limburg geschieht.

In diese Anspannung hinein hat sich nun auch die Kanzlerin zu Wort gemeldet - in aller gebotenen Bescheidenheit. Sprecher Steffen Seibert sagte, die Bundesregierung habe hier "selbstverständlich keinerlei Hinweise oder Ratschläge zu geben". Sie habe aber die Hoffnung, "dass es eine Lösung für die Gläubigen sein wird, für das Vertrauen der Menschen in ihre Kirche".

Im Bistum Limburg sei "für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden", sagte Seibert weiter. Sie sei für die katholischen Christen dort und ihre Kirche "eine große Belastung".

Zuvor hatte Noch-Grünen-Chefin Claudia Roth das mehr als 30 Millionen Euro teure Bauwerk im Zentrum des Skandals kritisiert: "Prunksucht in diesem Ausmaße" stehe in krassem Widerspruch zum Namen des neuen Papstes, sagte Roth. Der Name Franziskus sei nach ihren Worten Programm: "Franz von Assisi hat ganz andere Werte vertreten als Reichtum, Prunksucht und Eigeninteresse. Ich glaube, das passt überhaupt nicht zusammen."

Kritik von Ackermann

Chronik
:Eine bischöfliche Affäre

Bei seiner Amtseinführung in Limburg war Franz-Peter Tebartz-van Elst 48 Jahre alt und damit der jüngste deutsche Diözesanbischof. Doch dann wurde er zu Deutschlands umstrittensten Kirchenmann.

Eine Chronologie der Ereignisse.

Auch aus den Reihen von Tebartz-van Elsts Amtsbrüdern ist inzwischen laute und deutliche Kritik zu vernehmen. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann legte Tebartz-van Elst den Amtsverzicht nahe. Dieser könne nicht mehr als Seelsorger arbeiten, denn dazu brauche er Akzeptanz, sagte Ackermann in der ARD. "Die Situation ist ja so eskaliert, dass man sagen muss, Bischof Franz-Peter kann im Grunde in Limburg nicht mehr arbeiten."

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, ging vor seinen geplanten Gesprächen in Rom nochmals klar auf Distanz. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden", sagte Zollitsch der Bild-Zeitung. Zollitsch kündigte zügiges Handeln an. "Ich bin mir aber sicher, dass sich der Bischof von Limburg gründlich und auch mit der notwendigen Selbstkritik mit dieser Entwicklung auseinandersetzt."

Wann die Gespräche in Rom stattfinden, blieb zunächst unklar. Papst Franziskus empfing am Montag zunächst keinen der beiden.

Der Limburger Bischof scheint von allen Freunden verlassen, doch es gibt zwei Ausnahmen: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Chef der vatikanischen Glaubenskongregation, der frühere Regensburger Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, stehen Tebartz-van Elst unverdrossen zur Seite.

Erzkonservative Unterstützer

Laut einem Zeitungsbericht soll Erzbischof Müller noch am Freitagabend, als die Kostenexplosionen beim Bischofssitz und der drohende Strafbefehl wegen eidesstaatlicher Falschaussage bereits bekannt waren, Tebartz-van Elst verteidigt haben. In einem Gottesdienst soll er die Vorwürfe als "Medienkampagne" bezeichnet haben, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Am gleichen Tag soll Müller nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks auch den Papst persönlich getroffen haben. Es wäre verwunderlich, wenn er Franziskus nicht in seinem Sinne auf Tebartz-van Elst angesprochen hat.

Müller wie auch Meisner und Tebartz-van Elst sind Vertreter der dezidiert Erzkonservativen in der deutschen Kirche. Und weil Meisner aus Altersgründen bald sein Amt aufgeben muss und Müller in Rom nur noch schwer Einfluss auf die deutsche Bischofskonferenz ausüben kann, haben die beiden hohen Würdenträger ein großes Interesse, Tebartz-van Elst als Vertreter ihrer Linie nicht zu verlieren.

Tebartz-van Elst steht unter anderem wegen explodierender Kosten für den Bau des Bischofssitzes in Limburg und des Vorwurfs einer Falschaussage in der Kritik. Der Bischof hatte angekündigt, er lege die Entscheidung über sein Amt in die Hände von Papst Franziskus und reiste am Wochenende nach Rom.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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