Süddeutsche Zeitung

Skandal um illegalen Organhandel:"Wie im billigen Horrorfilm"

Urteil im Prozess um illegalen Organhandel in New York: Der Anführer der Bande ist zu 54 Jahren Haft verurteilt worden. Während des Prozesses beschrieb der Staatsanwalt detailliert das Vorgehen der vier Angeklagten.

Im Skandal um einen großangelegten illegalen Organhandel ist der Anführer einer Bande in New York zu 54 Jahren Haft verurteilt worden. Der angeklagte frühere Zahnarzt Michael Mastromarino wurde schuldig gesprochen, den illegalen Handel mit Organen geleitet zu haben, erklärte Staatsanwalt Charles Hynes.

Die mehr als 1000 Opfer hätten niemals zugestimmt, dass ihnen nach dem Tod Organe, Knochen oder andere Gewebe entnommen würden. Die Körperteile wurden zur Transplantation verkauft.

Bis zu ihrer Verhaftung im Jahr 2006 sollen die insgesamt vier Angeklagten mehrere Millionen Dollar mit ihrem makaberen Geschäft verdient haben. Am Mittwoch hatte das Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklin ein erstes Urteil gefällt und den Zahnarztgehilfen Christopher Aldorasi zu 27 Jahren Haft verurteilt. Zwei weitere Urteile stehen noch aus.

Knochen durch PVC-Rohre ersetzt

Während des Prozesses beschrieb Staatsanwalt Hynes detailliert das Vorgehen der vier Angeklagten. Mehr als fünf Jahre lang sollen sie sich mit Hilfe gefälschter Totenscheine und Organspenderausweise bei 1077 Leichen bedient haben. Um ihre kriminellen Machenschaften zu kaschieren, versteckten sie sogar Beweismaterial wie OP-Handschuhe oder Schürzen in den aufgeschnittenen Leichen, bevor sie die Körper wieder zunähten.

Entnommene Knochen ersetzten sie durch PVC-Rohre, damit die Leichen bei der Beerdigung äußerlich normal aussahen. Hynes sagte damals, die Vorfälle erinnerten ihn an "einen billigen Horrorfilm".

Prominentestes Opfer war der BBC-Hörfunkjournalist Alistair Cooke. Er war 2004 im Alter von 95 Jahren an Lungenkrebs in New York gestorben. Die Angeklagten hatten aber die von ihm gestohlenen Körperteile so deklariert, als stammten sie von einem gesunden 85-Jährigen, der an Herzversagen starb.

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AFP/woja/tob
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